Fichtelgebirge – 4 Trekkingtage im Nordosten Bayerns

Hüttentour entlang des Höhenwegs
Fichtelgebirge

Sieht aus wie Kunst, ist aber Natur in Zeitlupe: Das Fichtelgebirge zeigt, wie Wasser, Frost und Wind uralten Granit gestalten: steiniger Aussichtsturm, gestapeltes Matratzenlager, Naturparadies Blockmeer. Dazwischen: Stille, Wald und drei Berghütten. Der Höhenweg verbindet alles zu drei bis vier Trekkingtagen auf dem hufeisenförmigen Kamm im Nordosten Bayerns.

Fichtelgebirge
TEXT/BILDER: BEATE WAND

An einer Felsspalte stoppt Franz Mutz. Er zeigt in eine dunkle Ritze. Darin leuchtet etwas – kräftig neongrün, als hätte jemand die Spraydose geschüttelt. »Das ist Leuchtmoos«, sagt er. »Eine Pflanze, die im Halbdunkel lebt. Nur bei bestimmtem Lichteinfall sieht man einen fluoreszierenden Effekt.« Genau hinschauen lohnt sich also – auf dem abenteuerlichen Weg durchs Felsenlabyrinth der Luisenburg.

Ruheständler Mutz verdient sich auf dem Weg dort jeden Tag sein Mittagessen. Für Wanderfreunde ist er spektakulärer Auftakt zu einer Trekkingtour: Der Höhenweg führt zwar am Labyrinth vorbei, lässt sich aber um diese Schleife erweitern oder für den Aufstieg zur Hochfläche nutzen. Drei Tage lang folgt die Route dem uralten Granitkamm des Fichtelgebirges. Im äußersten Nordosten Bayerns, wo Deutschland an Tschechien grenzt, legt er sich wie ein Hufeisen um die Selb-Wunsiedler Hochfläche. Wer sich nach einer Hüttentour mit Berggefühl sehnt, aber nicht in die Alpen möchte, ist hier richtig. Ein mittlerer Schwierigkeitsgrad, drei urige Berghütten – Kösseine, Seehaus und Waldsteinhaus – und kuriose Felsgebilde mit Aussicht machen die Tour über das Hufeisen zum Glücksgriff.

Im Felsenlabyrinth schaffen es die ersten Sonnenstrahlen über die Wipfel, wärmen den Waldboden. Mutz trägt kurzärmlig, auf der Brust das Emblem des Fichtelgebirgsvereins: der Siebenstern, ein Primelgewächs mit sieben weißen Kronblättern. Obwohl er jetzt nicht mehr blüht, begegnet einem die Symbolpflanze der Region oft. Sie liebt saure Böden – genau wie das Leuchtmoos. Und die liefert der Granit, Grundstock des Gebirges. Die Kräfte der Natur feilen hier schon besonders lange. So ragen immer wieder mächtige Felstürme auf, manche davon begehbar und aussichtsreich. An exponierten Kuppen schwemmte herausgewittertes Geröll weg. Übrig blieb ein Meer von Blöcken. Waldfrei und voller dunkler Ritzen, in denen sich Kreuzottern und bestimmt auch Leuchtmoos verstecken.

»In trockenen Jahren gibt’s kaum Leuchtmoos«, erklärt Mutz. »In feuchten breitet es sich aus.« Die hohe Luftfeuchtigkeit spürt auch er auf der Haut, wenn er sich durch die Klüfte im Felsengarten zwängt. Ein dicker Rucksack stört in manchem Durchschlupf. Dann heißt es: absetzen, hockend durchkriechen und vertrauen, dass die Wände den Brocken über dem Kopf noch eine Weile tragen. Ob das auch damals ging, als Damen Reifrock trugen?

Ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Felsenmeer als Landschaftsgarten im Sinne der Aufklärung gestaltet: entwässert, mit Treppen versehen, dramatisch inszeniert. In der Teufelstreppe steigt man durchs Dunkel ans Licht, oben öffnet sich der Blick. Eine Treppe führt noch höher zu Station 15, dem Bundesstein mit Gipfelkreuz und weitem Horizont. Am Rastplatz verlässt ein Wanderweg das Felsenlabyrinth, passiert Kaiser-Wilhelm- und Burgsteinfelsen und trifft schließlich wieder auf den Höhenweg zur Kösseine. Die höhere Kuppe des Doppelgipfels kratzt mit 939 Metern an der Tausender-Marke.

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