Wanderung quer durch die Hohe Tatra

Ein Meer von Gipfeln im höchsten Teil der Karpaten
Hohe Tatra

Die Hohe Tatra befindet sich zu zwei Dritteln in der Slowakei und zu einem Drittel in Polen. Der mit zahlreichen felsigen und steil abfallenden Gipfeln gespickte Hauptkamm ist gerade mal 27 Kilometer lang, weshalb die Hohe Tatra oft als das kleinste Hochgebirge der Welt bezeichnet wird. Johannes Melchers hat auf seiner Tour neben schroffen Bergen auch zahlreiche türkisblaue Bergseen entdeckt.

Hohe Tatra
TEXT/BILDER: JOHANNES MELCHERS

Als wir spät abends an der Berghütte Chata pri Zelenom plese ankommen, ist es stark bewölkt, so dass wir von der traumhaften Landschaft nur wenig mitbekommen. In der Hütte bekommen wir glücklicherweise noch ein warmes Abendessen und zwei Betten im Matratzenlager zu einem, im Vergleich mit den Alpen, sehr günstigen Preis. Am nächsten Morgen stelle ich mir meinen Wecker extra auf 5:30 Uhr, um den direkt neben der Hütte liegenden Bergsee Zelené pleso im schönen Morgenlicht zu fotografieren. Der See, dessen Name »Grünsee« von der intensiv grün-blauen Farbe des Wassers herrührt, liegt malerisch eingebettet zwischen den senkrechten Felswänden der 2.137 Meter hohen Jastrabia veža, saftigen Bergwiesen und unberührten Bergwäldern. Zweifellos einer der schönsten Anblicke, die ich bisher bewundern durfte, und ein gelungener Auftakt unserer Tatra- Durchquerung.

Nach Überschreitung des 2.023 Meter hohen Passes Sedlo pod Svišťovkou und einer endlosen und etwas eintönigen Querung des Südhangs der Hohen Tatra entlang des berühmten, aber eher unspektakulären Wanderwegs »Tatranská magistrála« biegen wir in das landschaftlich sehr beeindruckende Gebirgstal Malá Studená dolina mit einem zwischen schroffen Felsgraten eingerahmten, glasklare Bergbach ein. Im oberen Bereich dieses Gebirgstals liegt, eingebettet zwischen Wasserfällen, felsigen Gipfeln, Bergseen und Blumenwiesen, die Berghütte Téryho chata, die zweithöchst gelegene Berghütte der Slowakei (2.015 m).

Da die Hütte überfüllt ist und wir keine Reservierung haben, werden wir vom Hüttenwirt barsch abgewiesen. Wir haben daher keine andere Möglichkeit, als ohne Zelt im Freien zu biwakieren. Dabei genießen wir den Blick auf den funkelnden Sternenhimmel und die vom Vollmond beleuchteten Berge.

Bekanntschaft mit dem listigen Tatra-Fuchs

Als ich endlich eingeschlafen bin, höre ich es direkt neben meinem Kopf plötzlich sehr laut rascheln. Ich gehe davon aus, dass sich die Mäuse an unseren Essensvorräten zu schaffen machen wollen und lege den Vorratsbeutel unter meinen Kopf. Kurz danach raschelt es erneut und ich kann die Dreistigkeit der Mäuse kaum fassen. Als ich erneut eingeschlafen bin, spüre ich plötzlich, wie mir der Vorratsbeutel unter meinem Kopf weggezogen wird und mir wird schlagartig klar, dass das keine Mäuse sein können.

Im Schein der Stirnlampe sehe ich einen Fuchs mit dem Vorratsbeutel im Maul die Wiese herunterlaufen. Obwohl ich sofort die Verfolgung aufnehme, kann ich nichts mehr retten und wir sind unsere komplette Verpflegung los. Kurze Zeit später beginnt die Morgendämmerung, die die Umgebung im Zusammenspiel mit den Morgennebeln in ein magisches Licht taucht. Nur etwa 20 Meter entfernt grasen mehrere Gämsen, die den Mensch wegen des Jagdverbots nicht als Feind kennen und daher sehr zutraulich sind. Dieser wunderbare Morgen entschädigte uns für die nicht wirklich erholsame Nacht.

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