In Schweden setzte Mitte des 19. Jahrhunderts eine Emigrationswelle ein, in deren Verlauf mehr als eine Million Menschen nach Amerika auswanderten. Der Schriftsteller Vilhelm Moberg hat diesen Teil schwedischer Geschichte in einer Romanfolge verarbeitet. Auf seinen Spuren und denen der Auswanderer verläuft der Radweg »Utvandrarleden« durch schönste småländische Wald- und Seenlandschaft.

Ganz bescheiden und unauffällig lehnt das »Moberg- Cykel«, das Moberg-Fahrrad, an einem Laternenpfahl am Bahnhof von Emmaboda. Wir benötigen einige Zeit, bis wir die Bronzeskulptur des Künstlers Björn Jäderås entdecken, die im Jahr 2020 als Denkmal für den Schriftsteller Vilhelm Moberg in der småländischen Kleinstadt aufgestellt wurde. Auf dem Gepäckträger des Rads thront ein Bücherturm aus Werken Mobergs. Der Geburtsort des Schriftstellers, der im Jahr 1898 geboren wurde, liegt ganz in der Nähe. Moberg hat sich offenbar schon damals, wie wir heute, mit dem Fahrrad fortbewegt. In der Inschrift steht sinngemäß, Moberg selbst habe sein Rad nun wie auch uns verlassen, doch sein literarisches Erbe hat er für die Nachwelt auf dem Gepäckträger dagelassen, damit wir uns daran erfreuen können. Ins Deutsche wurde die Romanfolge der Auswanderer nicht übersetzt, jedoch gibt es eine Verfilmung, die unter den Titeln »Die Auswanderer« und »Das neue Land« auch deutsch synchronisiert wurde.
Es ist kein Zufall, dass die Auswanderungsbewegung in Småland besonders stark war. Zur Landwirtschaft sind die in Småland oft steinigen Böden seit jeher nur mäßig geeignet und schwer zu bewirtschaften. Die Bevölkerung hingegen war bis Mitte des 19. Jahrhunderts stark angewachsen. Missernten in den 1860er-Jahren verstärkten den Druck und drohten, sich zu Hungersnöten zu entwickeln. Viele Menschen versuchten, der Armut und dem Hunger, in manchen Fällen aber auch der religiösen Strenge der Kirche zu entkommen, indem sie nach Amerika auswanderten.
Die Berichte derer, die es bereits geschafft hatten und von den wirtschaftlichen Möglichkeiten in Amerika schwärmten, lösten weitere Ströme aus. Für Minnesota, eines der Hauptsiedlungsgebiete der schwedischen Einwanderer, wurde für das Jahr 1910 ein schwedischer Bevölkerungsanteil von 12 Prozent angegeben, in Chicago waren es 10 Prozent. In einigen ländlichen Gebieten lag der Anteil der schwedischen Amerikaner sogar bei fast 70 Prozent. Etwa ein Fünftel der schwedischen Emigranten kehrte später nach Schweden zurück.
Und ganz amerikanisch geht es plötzlich auch auf der bisher verschlafenen Bahnhofstraße in Emmaboda zu. Junge Leute mit Basecaps drücken aufs Gaspedal ihrer amerikanischen Straßenkreuzer und fahren geräuschvoll durch die bis dahin friedliche Szenerie. Also: Nicht wundern, wenn einem diese Spezies auch auf den schmalen Landstraßen ab und an begegnet. Das sind die Auswirkungen des amerikanischen Lebensstils, der durch die Rückkehrer von Amerika nach Schweden importiert wurde.
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