Estland, Lettland, Litauen: Drei Ostseeperlen funkeln zwischen Wäldern und Mooren. Ruhige Campingplätze schmiegen sich ans Ufer. Urlauber erleben erholsame Tage. Radtouren verbinden die Vergangenheit mit der Gegenwart und Wanderwege führen durch historische Zentren.

Nebel verschluckt die Welt. Nur das Knarren der Holzbohlen unter unseren Füßen gibt Orientierung. Irgendwo da draußen im Moor des Nationalparks Soomaa bricht ein neuer Tag an – wir spüren ihn eher, als dass wir ihn sehen.
Moni, Hund Eni und ich wandern los in den Nationalpark Soomaa. Holzbohlenwege schlängeln sich durch das Riisa-Überflutungsgebiet, das sich zur fünften Jahreszeit in eine weitläufige Wasserlandschaft verwandelt. Die Zeit der großen Überschwemmung ereignet sich im Frühjahr, wenn Schneeschmelze und Regenfälle den Nationalpark unter Wasser setzen und das Moorgebiet in eine ausgedehnte Seenlandschaft verwandeln. Nun haben wir August, und das Wasser ist längst zurückgegangen – der Wald zeigt sich in seinem stillen Sommerzustand.
Zwischen den Kiefern und Birken spannen sich Spinnenweben, fein wie Seidenfäden. Im Gegenlicht des Morgens leuchten sie silbern auf. Ohne die tief stehende Sonne würde niemand sie bemerken. Durch offene Moorflächen schlängelt sich der Weg. Einzelne Bäume ragen wie Skulpturen aus dem Boden, ihre Äste sind skelettartig geformt. Abgestorbene Stämme stehen noch jahrelang aufrecht. Soomaa bedeutet »Sumpfland«.
Immer höher steigt die Sonne. Orange und Gold tauchen die Wasserflächen in warmes Licht. Langsam lichtet sich der Nebel. Aus der Vogelperspektive offenbart sich das wahre Gesicht: ein Mosaik aus braunen, grünen und goldenen Moorflächen, durchzogen von dunkelblauen Wasserarmen.
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