Die Elbe ist wie ein offenes Geschichtsbuch. Biosphärenreservat, Barockschlösser, Bastionen – jede Kurve bringt neue Überraschungen. Der Fluss fließt beständig, drumherum wandelt sich alles. Ein Radweg als Zeitmaschine – Vergangenheit im Fahrtwind!

Als ich am Abend ins Elbsandsteingebirge einfahre, überwältigt mich die Dramatik dieser Landschaft. Bizarre Sandsteinfelsen ragen wie Kathedralen in den Himmel, tiefe Canyons schneiden sich zwischen die Felstürme, dichter Mischwald umhüllt die Tafelberge. Die berühmte Basteibrücke überspannt kühn eine Schlucht – ein steinernes Monument in einer Landschaft, die wie aus einem Märchen zu stammen scheint.
Hier, nahe der Grenze zu Tschechien, finde ich den dramatischen Zwischenpunkt einer Reise, die mich über 750 Kilometer durch Norddeutschland geführt hat. Morgen wartet ein neues Abenteuer: Ich werde der Elbe weiter stromaufwärts folgen, in Böhmen bis zur Moldau und über Prag zurück nach Deutschland ziehen. Doch wie begann diese Reise?
Vom peitschenden Nordseewind zu Magnolienträumen
Was für ein Wandel! Die Erinnerung führt mich zurück zu den ersten Tagen dieser Reise, als mich noch der peitschende Nordseewind umtobte. Im kalten Norden startete die packende Odyssee durch Norddeutschland. Vorbei an den reetgedeckten Bauernhäusern im Alten Land, durch den geschäftigen Hamburger Hafen mit seinen Containerriesen, entlang endloser Auenlandschaften, wo Störche durch die Wiesen staksen. Mittelalterliche Altstädte rollten vorbei, deren Backsteinkirchen den Himmel berühren. Ich kostete die Stille der Flussmündungen aus. Oste, Havel, Saale und schließlich die Mulde – alle Gewässer zieht es zur Elbe hin.
Der große Strom, mit 1.094 Kilometern Deutschlands drittlängster Fluss, wurde zu meinem treuen Begleiter und diente seit Tagen als Leitlinie zu ständig neuen Eindrücken. Der 14. April bringt mich nach Dessau-Roßlau. Statt eisiger Nordseeböen umhüllen mich dort in Sachsen-Anhalt duftende Magnolienträume. Zwischen den Blüten ragt das Bauhaus auf wie ein Monument der Moderne. Walter Gropius entwarf den Gebäudekomplex in den Jahren 1925 und 1926. Von dieser UNESCO-Welterbestätte bis zur nächsten trennen mich nur wenige Pedaltritte.
UNESCO-Welterbe aus Wasser und Grün
Das Privileg der Vorsaison genieße ich in vollen Zügen: Radwege, auf denen kaum einer unterwegs ist. Lenker wieder nach Osten drehen und weiter. Vor lauter Schauen und Fotografieren fällt es schwer, Strecke zu machen. Das Elbtal verlangt Zeit und entschleunigt. Die Kraft des frischen Grüns spüre ich im Gartenreich Dessau- Wörlitz. 142 Quadratkilometer misst die weitläufige Parkanlage. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt- Dessau schuf das Idyll. Sein Fürstentum war klein, seine Ideen groß. Heute bilden seine visionären Schöpfungen die Anlaufpunkte für Radler.
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