Die größte Insel Griechenlands hält viele Fahrradkilometer bereit. Zwischen menschenleeren Stränden und schneebedeckten Bergen geht unsere Autorin auf Entdeckungsreise. Sie trifft auf die gastfreundlichen Einheimischen und erkundet die einstigen Paläste der ältesten Hochkultur Europas.

Erst mal einen Raki und dann was zu essen«, sagt die Besitzerin der Taverne sehr bestimmt zu uns und stellt uns eine »kleine« Flasche Trester- Schnaps hin – immerhin wären das drei Gläschen für jede von uns beiden zum Mittagessen. Wir sind in einem kleinen Ort mitten in Kretas wunderbarer Bergwelt und brauchen eine Pause, um wieder Kraft zu sammeln. Die nette Frau kommt aus der Küche zurück und wir trauen unseren Augen nicht, was sie nach und nach noch alles auftischt: Fetacreme, eingelegte Zwiebeln, kretischer Gravierakäse, gebratene Pilze, Fleischbällchen mit Schmanddipp, frische Pommes und zum Abschluss einen Tomatensalat, der hier »Dakos« genannt wird. Wir haben eigentlich nichts davon bestellt, sondern nur nach etwas Kleinem zu essen gefragt.
Wir lernen schnell, dass wir in den Bergdörfern vor allem jetzt außerhalb der Saison sehr flexibel sein müssen. Man muss dort essen, wo geöffnet ist, denn viele Tavernen sind in der Winterpause geschlossen. Wir erfahren auch die unglaubliche Gastfreundschaft, die den Menschen auf Kreta als Ruf vorauseilt. Immer wieder bieten uns vor allem die Einwohnerinnen etwas zu essen an. Wir haben das Gefühl, gefüttert zu werden, zumal wir für kretische Vorstellungen wohl zu dünn sind. Immer wieder zeigen sie uns mit erhobenem kleinem Finger, wie schmal wir scheinbar sind und dass wir doch viel, viel Energie auf unseren Rädern brauchen. Und irgendwie stimmt das ja auch, denn Kreta mit dem Rad zu entdecken, ist kein Zuckerschlecken.
Palast der Superlative
Heraklion, die Hauptstadt, liegt im Norden der Insel und ist der Startpunkt unserer Tour. Unweit der Stadt legen wir einen Stopp an der kulturhistorisch wichtigsten Stätte Kretas ein, dem Palast von Knossos. Die Anlage wurde um 2600 vor Christus von den Minoern erbaut, die als erste Hochkultur in Europa gelten. Im Sommer ist die Anlage übervoll. Jetzt haben wir sie fast für uns allein und entdecken das Gelände auf einer Führung mit Anna. So erfahren wir viele interessante Fakten über die Minoer. Sie kultivierten bereits Trauben, um Wein zu keltern, erfanden ein ausgeklügeltes Zysternensystem und bauten zwei- bis dreistöckige Häuser. Auch künstlerisch gaben sie sich meisterhaft. Sie entwarfen Mosaike und, so erzählt uns Anna, waren die erste Kultur, die Räume mit Fresken verschönerte. Fast logisch bei diesem Erfindergeist, dass sie auch das erste Olivenöl pressten, das auf Kreta immer noch als eines der wichtigsten Lebensmittel gilt und unseren Weg in Form von Olivenbäumen stetig begleitet. Der Entdecker von Knossos, der Brite Arthur Evans, hat den Palast im 20. Jahrhundert teilweise nach eigenen Ideen ein Stück weit aufbauen lassen, was in wissenschaftlichen Kreisen jedoch kritisch gesehen wird. Uns Besucherinnen hilft es auf jeden Fall, eine Idee davon zu bekommen, wie der Palast einst ausgesehen haben könnte. So sind Säulen wiederaufgebaut und angepinselt worden. Highlight der Räume ist der restaurierte Thronsaal mit seinen fantastischen Fresken.
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