Die Kampenwand bei Aschau im Chiemgau und der Höhenzug bis zum Naturschutzgebiet Geigelstein bieten einige Mountainbikestrecken zu schön gelegenen Almen, unter Felstürmen hindurch und mit Chiemseeblick.

Body-shaming war noch nicht erfunden, als es den Spruch »I gingat ja auf d‘Kampenwand, wenn i mit meiner Wampn kannt« schon gab. Als Kind wunderte ich mich erst, weil nicht jeder, der ihn äußerte, eine »Wampn«, also einen ordentlichen Bierbauch, hatte. Dann erschien mir der Satz eigenartig, weil man mit der Gondel von Aschau bis weit hinauffahren kann. Das letzte Stück von der Bergstation bis zum Gipfel sollte doch auch für einen Menschen mit leichtem Übergewicht möglich sein, oder etwa nicht?
Später war eher spannend, wie lange es vom ersten Blick auf den charakteristischen Zackenkamm dauern würde, bis der Spruch auftauchte. Manchmal vergingen nur wenige Sekunden, manchmal musste ich einen halben Tag warten.
»I gingat ja auf d‘ Kampenwand, wenn i mit meiner Wampn kannt.« Darauf gibt es viele gute Antworten. Seit die E-Mountainbike-Dichte immer höher geworden ist, heißt meine liebste Antwort: »Du musst nicht gehen, du kannst fahren. Da gibt‘s ne schöne MTB-Runde! Wenn du Lust hast, …«
»Auch wenn wir in den Chiemgauer Alpen mitten in den Bergen sind, gibt es unglaublich viele einfache und mittelschwere Touren! Klasse!«
Es ist noch früh am Tag, aber am Parkplatz Hintergschwendt sind schon ein paar Wanderer und Mountainbiker dabei, loszugehen beziehungsweise loszufahren. Nur das erste Stück verlaufen Wanderweg und MTB-Strecke identisch, dann biegen die meisten Wanderer auf einen Fußweg ab, während wir auf der Forststraße bleiben. Wir lassen es gemütlich angehen. Die knapp 900 Höhenmeter sind für den E-Bike- Akku zwar kein Problem, aber es ist trotzdem immer beruhigend, wenn man das Gefühl hat, dass es noch Reserven gibt.
Die Straße ist breit, wir können nebeneinander fahren und müssen so früh am Morgen auch nicht mit Entgegenkommenden rechnen. Bis hinauf zum ersten freien Wiesenhang über Aschau treten wir hübsch gleichmäßig und etwas wortkarg in die Pedale. Dann ist uns warm. Eine Rampe noch durch den Hochwald und wir sind im Almgelände. Nun wird es richtig schön. Ja, steiler wird es auch. Und es kommen ein paar enge Kurven, die jetzt schon Vorfreude auf die Abfahrt aufkommen lassen. Die Straße hat nun einen Teerbelag bekommen, so dass wir auf diesem Stück keinem großen Stein oder Schlagloch ausweichen müssen, sondern nur den Kuhfladen! Wir sind auf der Alm.
Hindernisparcour
Nach der nächsten Kehre ist ein kleiner Hindernisparcour aufgebaut. Vier braun-weiß gefleckte Kälber erkunden die Welt. Sie stehen auf dem Sträßchen und geben für die Durchfahrt eine Schlangenlinie vor. Wir sind wohl die ersten Biker in ihrem Leben und sie sind sich nicht sicher, was mit uns anzufangen ist. Weglaufen, anschauen oder mitspielen lassen?
An den beiden nächsten »Hindernissen« kommen wir problemlos vorbei. Denn während später am Tag die Gorialm und die Schlechtenbergalm dazu verlocken, einen ersten Einkehrstopp zu machen, sind heute Früh die Bänke noch nicht aufgestellt und die Almtüren sind noch zu. Ein paar Minuten und rund 200 Höhenmeter später sind wir am Sultensattel und sehen schon hinauf zur Steinlingalm. Geht das schnell mit den E-Bikes!
Vor dem Brunch fahren wir aber noch hinüber zum Andachtskreuz. Diese Wiesenkuppe mit dem Holzkreuz und der Bank ist Chiemgau vom Feinsten. Auf der einen Seite ragen die Zacken der Kampenwand auf. Elf Felstürme und -gipfel bilden diesen Chiemgauer Charakterberg. Auf einem steht ein großes Kreuz, die zehn anderen werden vor allem von Kletterern bestiegen. Auf der anderen Seite schaut man über die Nordflanke der Kampenwand hinab aufs Alpenvorland mit seinen Moorlandschaften, den Dörfern und natürlich mit dem Chiemsee. Morgens oder abends hier für eine Viertelstunde sitzen und schauen erholt mehr als eine Woche Wellness. Versprochen!
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