Nationalpark Jotunheim mit Zelt und Rucksack entdecken

Steine, Schweiß und Gipfelfieber auf Skandinaviens höchsten Berg
Nationalpark Jotunheim

Der Nationalpark Jotunheimen ist die am besten erschlossene Wanderregion Norwegens – und mit mehr als 200 Zweitausendern auch die gebirgigste. Seit 1980 stehen rund 1.100 Quadratkilometer des zentralen Hochgebirges unter Schutz; ein Hinweis darauf, wie viele Menschen hier unterwegs sind. Und doch kann man sie hier noch erleben, die wilde Weite und Einsamkeit Skandinaviens – vor allem, wenn man allein mit Zelt und Rucksack loszieht.

Nationalpark Jotunheim
TEXT/BILDER: HUBERTUS STUMPF

Schon lange stand Jotunheimen auf der Liste wilder Landschaften, die ich erleben und durchwandern wollte. Im Spätsommer 2024 ist es endlich so weit. In vierstündiger Fahrt bringt mich der Bus von Oslo ins »Heim der Riesen« – so nennen die Norweger diese raue Bergregion, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Je weiter man sich von der quirligen Hauptstadt entfernt, desto einsamer wird die Landschaft zu beiden Seiten der Straße. Überall Seen, Berge, Wälder – die perfekte Einstimmung auf ein norwegisches Bergabenteuer.

Mein Ziel ist nicht nur eine einwöchige, etwa 82 Kilometer lange Tour durch Jotunheimen. Ich habe auch ein Gipfelziel im Kopf: den Galdhøppigen, mit 2.469 Metern Skandinaviens höchster Berg. Aber vor den Gipfel haben die Götter den Schweiß gesetzt: Rund 60 Kilometer durch unwegsames, schroffes Gelände sind es bis dorthin. Ich werde Jotunheimen von Süden nach Norden durchqueren: eine steinige Achterbahn zu Fuß, mit vielen Höhen und Tiefen, topografisch wie emotional – aber jeder Schritt ein Erlebnis.

Bewusst habe ich mir den frühen September ausgesucht: Nachsaison in einem der beliebtesten Wandergebiete Norwegens, und es sind jetzt nicht mehr so viele Menschen unterwegs. Zeit zum Nichtsdenken, Nachdenken, Nichtsmüssen, im Kopf nur mein vages Gipfelziel. Ich kann jeden Tag gehen, so weit ich will und mich die Füße tragen. Im Rucksack, Startgewicht etwa 22 Kilogramm, trage ich alles Nötige mit mir – befreiend, aber auch beschwerlich!

Wer sich im Nationalpark Jotunheim verläuft, erlebt mehr!

Aufbruch vom Campingplatz in Maurvangen, am Südostrand des Nationalparks. Rechter Hand ein erster Eindruck vom »Heim der Riesen«: die schroff aufragenden Gipfel von Jotunheimen. Ich hole in einem weiten südlichen Bogen durchs einsame Leirungsdalen aus. In einer Woche möchte ich im Bøverdalen am Nordrand des Nationalparks wieder aus den Bergen herauskommen. Und vielleicht werde ich ja dann wissen, wie es sich anfühlt, auf Skandinaviens höchstem Berg zu stehen.

Der Pfad durchs Leirungsdalen gehört zu den weniger begangenen Routen und ist deshalb nur spärlich mit Steinmännchen markiert. Prompt verliere ich irgendwann in den tief hängenden Wolken den Weg, der um die Bergschulter herumführen sollte. Ich merke das zwar bald, doch ich kann den Kurs nun nicht mehr korrigieren, weil ich dazu zu meiner Linken einen reißenden Gebirgsbach queren müsste.

Stur, schnaufend und schwitzend stapfe ich also weiter bergauf und erreiche endlich ein etwa 1.600 Meter hoch gelegenes Plateau. Als sich die Wolken unerwartet lichten, erkenne ich, dass ich per Zufall einen der schönsten Zeltplätze der ganzen Tour gefunden habe: Auf der einen Seite die Berge, auf der anderen ein weiter Ausblick über das Tal, aus dem ich aufgestiegen bin. Die Moral von der Geschicht’: Wer sich auch mal verläuft, erlebt mehr!

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