Österreichs zehntes Bundesland? Nein, Osttirol ist politisch ein Teil Tirols, auch wenn die beiden Gebiete keine Verbindung haben. Und doch hat Osttirol einen ganz eigenen Charakter: sehr ursprünglich, ein wenig wild, mit prächtigen Naturlandschaften und verwöhnt von der Sonne.

In hellem Grün fließt die Drau unter uns hindurch. Was für eine unglaubliche Farbe! Auch ihr Reisetempo ist beachtlich. Blickt man auf den Fluss, lässt sich kaum abschätzen, wie groß seine Fließgeschwindigkeit ist. Aber einmal schippert ein Holzstück auf den Wellen mit und zeigt uns an, wie reißend die Drau ist. Hier in Lienz in Osttirol hat sie erst einen kleinen Teil ihrer Reise zur Mündung in die Donau zurückgelegt, aber schon 800 Höhenmeter verloren. Sie kommt aus Südtirol herüber, überquert aber bald schon die Grenze nach Österreich. Eigentlich wird sie hier erst zu dem Fluss, den wir eben so fasziniert betrachten. Denn bei Lienz mündet die Isel, und aus der schmächtigen Drau wird ein reißender Fluss: Sie schwillt auf die vierfache Wassermenge an. Die Drau mag zwar in Südtirol entspringen, aber eigentlich ist sie eine Osttirolerin!
Zu Füßen des Großglockners
Wasser ist überhaupt ein sehr prägendes Element in Osttirol. Die Berge sind hoch, große Bereiche sind vergletschert und vor allem im Frühling und Sommer, wenn der Schnee schmilzt und auch ein Teil des Gletschereises, dann kommen beachtliche Wassermassen aus dem Hochgebirge herab. Eine kleine Menge stammt sogar von Österreichs höchstem Gipfel, dem Großglockner. Über ihn verläuft die Grenze zwischen Osttirol und Kärnten, er stellt den markantesten Punkt im Nordosten der Region dar. Wer diesen schönen Berg nicht nur anschauen will, sondern auch besteigen, der nähert sich ihm meist von Kals in Osttirol.
Dabei ist der Großglockner nur einer der hohen Berge, nur einer von 150 Dreitausendern in Osttirol. Im Nordwesten ragt mit dem Großvenediger ein weiterer prominenter Gipfel in den Himmel, der bei Bergsteigern sehr hoch im Kurs steht und für Wanderer eine herrliche Kulisse bildet.
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