Georgien – Vom Kleinen Kaukasus in den Großen Kaukasus

Eines der schönsten Länder Europas versteckt sich am östlichen Ende zwischen zwei markanten Gebirgen. Wer mit dem Fahrrad durch Georgien zieht, fühlt sich ein wenig an Italien erinnert. Mediterranes Flair, gutes Essen und Wein. Doch da ist noch viel mehr. Eine überwältigende Natur, freundliche Menschen und hier und da der bröckelnde Charme der Sowjet-Zeit.

TEXT/BILDER: THORSTEN BRÖNNER

Der in Militärlock gekleidete Reiter lässt sich nicht abschütteln. Wie lange wird er schon hinter uns hertraben? 20 Minuten? 30?Meine Frau Monika und ich schnaufen auf dem Rad bergan. Er, grinsend wie ein Lausbub, dahinter. Es wäre ein Leichtes für ihn, einfach davonzuziehen. Längst liegen die letzten Häuser der Kleinstadt Achalziche hinter uns und das Sträßchen steigt und steigt.

Mir ist heiß. Mitte Juni 2019. 28 Grad. Weit und breit kein Schatten. Ringsum offene Wiesen mit Büschen und einzeln stehenden Bäumen, darüber die Berge des Kleinen Kaukasus. Irgendwann rückt der Mann näher, deutet nach oben. Ein paar Häuser tauchen auf. Der Reiter zieht ein Stück voraus und steigt vor einem Gehöft ab. Sofort bildet sich um ihn eine Traube aus Frauen und Kindern, die alle das gleiche Grinsen tragen. Sie bitten uns herein.

FREMDE, FASZINIERENDE BERGWELT
Eine der Frauen reicht uns Wasser zum Waschen und ein Geschirrtuch zum Staub abwischen. Während Kaffee und Brote aufgetischt werden, lugen wir ins Haus. Im Hauptraum gruppieren sich reihum mehrere Betten. Alle schlafen wohl in einem Raum. Der Mann legt seine Hände zusammen und führt sie an den Kopf. Ein Nachbarmädchen übersetzt ins Englische. »Sie laden Euch ein, hier zu übernachten«. Wir müssen ablehnen – alle Unterkünfte sind im Internet vorgebucht. Die Familie zeigt uns den Garten. Sie führen uns durch ihr Dorf, posieren für ein Gruppenfoto. Winken zum Abschied. Auf zur nächsten Überraschung!

Wir holpern eine matschige Piste entlang. Blumen. Überall wildwachsende Blumen. Und Bienen. Darüber eine Weite, leere Landschaft. Im Süden steht ein Gewitter wie angepinnt. Wir umkurven große Pfützen. Es ist eine eigenwillige Stimmung um uns und in uns. Schon seit drei Tagen strudeln die Gefühle durcheinander.
Von Tiflis aus sind wir über die Dschawachetien-Hochebene gezogen. Sie vermittelt mit ihren Seen und langgestreckten Vulkanketten eine Ahnung der Weite Asiens. Doch wir sind noch in Europa. Im Süden grenzt Armenien an Georgien. Im Südwesten die Türkei. Georgien ist ein gesegnetes Land, ein Italien des Ostens. Die Berge schicken ihre Wasser in die Täler hinab, bereiten den Boden für Feldfrüchte und Wein. Dieser wird uns immer wieder angeboten. In luftiger Höhe am Pass Zekari auf 2.174 Metern von einem Hirten in einem Bretterverschlag. Und unten im Tal des Flusses Chaniszqali. Die Gastfreundschaft überwältigt.

Webcode #7779

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 6/2022 des Bike&Travel Magazins.
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