Holsteinische Schweiz

Bike-Revier im hohen Norden

Die Gletscher der Eiszeit haben nach ihrem Rückzug Schuttwälle zermahlener Steine und Erde zurückgelassen, so genannte Endmoränen. Außerdem haben die Eismassen Mulden in die Landschaft gefräst. Einige davon haben sich mit Wasser gefüllt, so dass heute in der Holsteinischen Schweiz über 200 glasklare Seen auf den Radler warten, von denen der Plöner See mit annähernd 30 Quadratkilometern und über 20 Inseln der größte ist. Das Gebiet liegt vor der Haustür von Björn Nehrhoff von Holderberg, der hier drei Radtouren und als Alternative eine Runde im Kanu vorstellt.

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Text/Bilder: Björn Nehrhoff von Holderberg

Eine Rundfahrt mit Fahrrad um den Plöner See ist ein Klassiker für alle Radfahr-Fans, auf dem man viel Wasser, Badestellen, dichte Wälder, aber auch offene Feld- und Wiesenlandschaften genießen kann. Die Schwentine in Richtung Kiel ist ein weiteres tolles Ziel für Radtouren auf einsamen Straßen. Die Tour von Eutin aus um den Bungsberg hat so manche knackige Steigung im Gepäck und führt durch einige der schönsten und größten Wälder der ganzen Holsteinischen Schweiz. Doch warum wird ausgerechnet eine Landschaft im platten Land zwischen Nord- und Ostsee als »Schweiz« betitelt? Alles begann mit den Anfängen des Tourismus im 19. Jahrhundert, als die Menschen erstmals so etwas Freizeit genießen konnten und neugieriger wurden. Reisen zum Zeitvertreib war in jener Zeit allerdings noch ein Privileg der reicheren Bürger. Durch Reisebeschreibungen, wie z.B. von Mark Twain, war die Schweiz damals eines der beliebtesten Reiseziele überhaupt. Um jene gut situierten Reisenden zu ködern, kam nun ein Malenter Hotelier auf die Idee, sein Haus »Holsteinische Schweiz« zu nennen. Das Markenzeichen »Schweiz« schien zu funktionieren, denn der Name übertrug sich zunächst auf eine neugebaute, nahegelegene Bahnstation und dann auf die gesamte Gegend. Trotz der Tatsache, dass es hier keine wirklichen Berge gibt, summieren sich die Höhenmeter für Radfahrer durch ein stetes Auf und Ab, was sich besonders bei den im Folgenden beschriebenen Touren 2 und 3 bemerkbar macht, während die Tour um den Plöner See nur wenige Steigungen aufweist.

Tour 1: Eine Runde um den Plöner See (mit Prinzeninsel, ca. 50 km, 200 Höhenmeter)

Wir starten im Zentrum der schönen Stadt Plön, die am Ufer des Großen Plöner Sees gelegen ist. Der See hat seinen Namen von einer slawischen Siedlung, die einst auf der Insel Olsborg errichtet und befestigt worden war. Die Slawen selbst nannten die heute mit ihrem dichten Waldmantel vor der Stadt liegende Insel »Plune«, was »eisfreies Wasser« bedeutet. Und tatsächlich friert der Große Plöner See auch heute sehr selten ganz zu, während die kleineren Seen rundherum schon lange vereist sind.

Prunkbau der Renaissance als Startpunkt

Kultureller Höhepunkt des Orts ist selbstverständlich das weiße, über den Stadtkern herausschauende Schloss. Man kann den Prunkbau über niedliche Twieten (das sind die Gassen der Altstadt) erreichen. 1173 wurde erstmals an dieser Stelle eine Burg errichtet und später zu einem der größten Herrschaftsgebäude in Schleswig-Holstein erweitert. Inmitten des Dreißigjährigen Kriegs im Stil der Renaissance als Backsteinbau erschaffen, zeigt es heute sein blendend weiß verputztes Gesicht, das es erhielt, als der gesamte Landstrich zu Dänemark gehörte und das Schloss als Sommersitz des dänischen Königs diente. Stolz und ehrfurchteinflößend thront der Prunkbau heute auf dem Hügel hoch über der Stadt und bietet einen tollen Ausblick über den blauen See und seine Inseln. Vom Schloss aus starten wir unsere Radtour und fahren entlang des Strandweges zur Prinzeninsel (siehe auch Tour 2), um dann der B430 nach Ascheberg zu folgen. Zwei kleine Berge lassen Radfahrer auf dem Fahrradweg bald ordentlich ins Schwitzen kommen, doch später hält die Tour kaum noch Steigungen parat. Hinter Ascheberg, das auch eine schöne Badestelle am Plöner See aufweist, verlassen wir die die B430 und biegen am Hof Schwiddeldei ab zum See. Hier radeln wir hinein in dichten Laub- und Nadelwald, der uns nach Dersau geleitet. In dem kleinen Dorf bleiben wir immer am Seeufer.

Vorbei an Camping- und Badplätzen führt der Uferweg wieder aus dem Dorf hinaus und folgt demWasser, bis er eine 90-Grad-Wende macht und bald auf eine wenig befahrene Straße trifft, die uns über einige Hügel hin zu Dorf Sepel bringt. Hier nehmen wir links einen kleinen Umweg über die Halbinsel Störland gern in Kauf, denn hier geht es wieder direkt entlang des Seeufers und ein eiszeitlicher Moränenhügel, der sich heute als Kuhweide zeigt, bietet einen hervorragenden Ausblick über den See. In Godau wird es richtig einsam, denn der Weg führt jetzt durch dichten Wald, der im Sommer schönen Schatten spendet und ab und an von Pferdeweiden gesäumt wird. Schöne alte Eichen kann man hier ebenfalls am Wegesrand bewundern. Vorbei am Gut Nehmten, wo sich auch mehrere Hügelgräber befinden, geht es weiter durch eine offene, mitunter von Hecken gesäumte Feldmark. Ein Traum für Fahrradfahrer, so ohne Höhenmeter durch die Landschaft zu rollen.

Tour 2: Am Heiligen Fluss entlang nach Schwentinental (ca. 70 km, 450 Höhenmeter)
Tour 3: Top of Holstein – von Eutin zum Bungsberg und zurück (42 km, ca. 400 Höhenmeter)

Die vollständige Tourenbeschreibung lesen Sie in der Ausgabe 5/2016 des Bike&Travel Magazins.

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