Die EuroVelo 8 wirft in Kroatien für den »Radlerfang« spezielle Köder aus. Es ist eine Route, auf der man sich auf den ruhigen Sträßchen verliert, sich in die Küste verliebt und freudig in die nächste Altstadt zieht. Zadar, Šibenik, Split, Dubrovnik – überall könnte man Tage bleiben. In der mediterranen Landschaft Dalmatiens sowieso.
Radler, die auf der Insel Cres ankommen, sollten sich zehn Minuten gedulden. Nach zehn Minuten gehört ihnen die Straße allein. Ich schiebe das Rad an Land, genehmige mir ein Eis und eine Cola. Danach beginnt die Küstenfahrt Richtung Süden bis ins gut 600 Kilometer entfernte Dubrovnik. Mitte Mai. Meine Reise habe ich in sieben Etappen unterteilt. Die Tage sind angenehm warm und lang. Wobei warm wird einem bei dieser Strecke auch so. Sie ist gespickt mit Anstiegen. Die Straße steigt auf zehn Kilometern um 450 Höhenmeter an. In die Panoramablicke über das Meer mischt sich das eigene Schnaufen. Einmal in der Höhe angekommen, bleibt Zeit zum Genießen der mediterranen Landschaft. Die Räder sausen der Straße D100 entlang.
HINTER DEM BERG
Nach gut vier Kilometern zweigt rechter Hand eine Schotterpiste ab. Viel umherschauen verzeiht der holprige Weg nicht. Besser immer wieder anhalten und schauen. Der Blick fliegt bis zum Festland, wo der Berg Vojak 1.401 Meter dominant aufragt. Im Nordosten von Cres kippt das Terrain ab und die Räder tauchen in einen urwüchsigen Eichen- und Kastanienwald ein. Wo dieser endet, sonnt sich Beli über der Adria. Es ist das alleinige Dorf in der Tramuntana (übersetzt: hinter dem Berg). Der Ort ist bekannt für das »Visitor Center and Recovery Center for Gänsegeier Beli«, denn die Population hier ist die einzige auf der Welt, die auf Klippen direkt über dem Meer nistet.
Der Rückweg zur Inselhauptstraße D100 steigt auf sieben Kilometern von 114 Metern bis auf 344 Meter an. Die Mühe lohnt, auf dem schmalen Sträßchen ist kaum was los und die Blicke über Cres bis zum benachbarten Krk sind atemberaubend.
GEHEIMTIPP: EUROVELO 8
Das Inselspringen führt nach Krk, von dort hinüber nach Rab und weiter nach Pag. Auf der fünftgrößten Insel der Adria darf man sich auf eine der schönsten Passagen längs der ganzen Küste freuen. Erst auf Asphalt, später auf einem geschotterten Doppelspurweg geht es auf der Ostseite von Pag voran. Rechter Hand ragen bis zu 348 Meter hohe Hügel auf, gegenüber schweift der Blick über unverbautes Land: Wiesen und Büsche, verlassen daliegende Kiesstrände mit türkisfarbenen Buchten und in der Ferne auf dem Festland die Berge des Velebit-Gebirges. Die Piste steigt und fällt. Ich genieße die Stille und bummle gen Süden. Meine Reise folgt der EuroVelo 8 und ihrer Alternativrouten.