Die Niederlande besitzen 35.000 Kilometer Radwege und 6.000 Kilometer Wasserwege. Das Knotenpunktsystem für Radler bietet 4.500 Routenoptionen. Boot und Bike ergänzen sich perfekt in diesem Wasserland. Utrecht, Amsterdam und Gouda warten auf Entdecker per Rad und Schiff.

KRACH! Ein Krachen schreckt uns alle vier auf. Der Bootsguide ist am Ende der Einweisung an die in der Marina vertäuten Boote geprallt. Nun richtet sich der schlaksige Seemann aus Schottland auf und übergibt den Steuerplatz des 15-Meter-langen Ungetüms an Andrei. »Jetzt bist Du dran!« Der Gesichtsausdruck meines Kumpels verdunkelt sich wie die Wolken über dem See Vinkeveense Plassen. Das Boot des Typs »Vision 3« tuckert vollgetankt vor sich hin, mit Vorräten beladen, und am Heck stehen vier Fahrräder. Es kann losgehen. Doch zuvor dreht Andrei eine Einweisungsrunde mit dem Guide auf dem See. Unser Kapitän vollführt auf dem Wasser einen Kreis. Er manövriert vorwärts, seitwärts und dockt sicher an – ohne zu kollidieren. Der schottische Seemann nickt zufrieden und springt an Land. »Bis in einer Woche!« Er wendet sich der nächsten Arbeit zu, unser Quartett den Annehmlichkeiten des Hausbooturlaubs.
Netz der Möglichkeiten
Wir haben uns in die Obhut des Veranstalters Le Boat begeben. Seine Base Vinkeveen liegt südlich von Amsterdam. Ausgestattet mit einem Kapitänsbuch samt Karten, steuern wir auf eine Schleife durch die Provinzen Utrecht, Südholland und Nordholland. An malerischen Plätzen wollen wir ankern und mit den Rädern losstrampeln. Die Routenwahl fällt hier leicht. Über das Land haben die fahrradbegeisterten Nachbarn ein Knotenpunktnetz gespannt. Wir müssen nur eine Schleife erstellen und losradeln. Von Zahl zu Zahl. Zunächst heißt es mit dem Boot Strecke machen. Unter einer Klappbrücke hindurch, in den Kanal Geuzensloot schleusen und auf den 100 bis 120 Meter breiten Amsterdam-Rijnkanaal einbiegen. Eine Brise weht über das Bootsdeck. Wellen klatschen gegen den Rumpf. Riesige Frachter und Tankschiffe gleiten vorbei. Im Dorf Nigtevecht steht die zweite Schleusung an. Der Weg führt in die Utrechtsche Vecht hinein. Der 40 Kilometer lange Fluss wirft seine Schleifen ins platte Land. Wir folgen ihm 20 Minuten stromaufwärts und werfen den Anker gegenüber einer Holländerwindmühle.
Am späten Nachmittag startet die erste Radrunde. Es ist Mitte September. Das Thermometer zeigt 20 Grad. Schon nach wenigen Minuten im Sattel offenbaren sich die Vorzüge des Radelns in einem Netz mit Knotenpunkten. Der Wegweiser Nummer eins führt ins Dorf Overmeer, der zweite zu einer an der Vecht gelegenen Kreuzung. Überall kann man sich entscheiden: wohin als Nächstes steuern? Wir haben den ersten Teil der Runde im GPS eingezeichnet und prüfen, wie weit wir kommen. Der Perspektivenwechsel tut gut. Jetzt sind wir es, die den Hausbooten zuwinken. So rollt es sich entspannt in Siedlungen hinein und leicht erhöht auf dem Deich am Wasser entlang. Der Blick schweift weit über die Wiesen. Darauf grasen Rinder und watscheln Wildgänse. Auffallend sind die vielen Radler: Mütter mit Lastenrädern, Rennradgruppen und Freizeitradler.
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