SPEZI 2024: Die Spezialradmesse ist ein voller Erfolg

2024 blicken die Messemacher Gebrüder Wolf und der Lauchringer Franz Furmaniak auf eine erfolgreiche zweite Auflage der „neuen“ SPEZI zurück. Die Besuchs- und Ausstellerzahlen auf dem Messegelände im baden-württembergischen Lauchringen stiegen. Aussteller und Besucher:innen sind gleichermaßen begeistert. Die Messe hat sich zudem mit zahlreichen Aktionen als regionales Highlight etabliert.

Impressionen der Internationalen Spezialradmesse (SPEZI) fotografiert am Sonntag, 28. April 2024 in Lauchringen. (SPEZI / Simon Boschi)

Tolle Entwicklung und ein klarer Trend
Auf dem insgesamt 7.500 Quadratmeter großen Ausstellungsgelände der SPEZI an der ehemaligen Textilfabrik Lauffenmühle in Lauchringen tummelten sich am Messewochenende mehr als 6.000 Besucherinnen und Besucher. Die Zahl der Aussteller und Unternehmen übertraf das ohnehin gute Vorjahresniveau. 90 Aussteller zeigten dem Publikum Produkte von 140 Marken. „Wir hatten noch nie eine SPEZI mit so vielen Marken, und wir hatten noch nie so viele, verhältnismäßig große Stände auf der SPEZI“, sagt Gabriel Wolf vom Messeorganisator Wolf & Wolf. Noch etwas sei auffällig gewesen: „Es gab noch nie eine SPEZI mit so vielen Ausstellern, die LEV, also Light Electric Vehicles, gezeigt haben. Auch das Interesse der Besuchenden an LEV war außerordentlich hoch“, so Wolf. „Das ist ganz klar ein Trend für die nächsten Jahre.“ Und er resümiert: „Wir freuen uns über die Entwicklung der Messe. Wir sind 2023 als neuer Messeveranstalter mit dem Anspruch den legendären Geist der alten SPEZI zu erhalten und gleichzeitig neuen Zielgruppen zu öffnen ins kalte Wasser gesprungen. Der Erfolg gibt uns heute recht.“

LEV an der Internationalen Spezialradmesse (SPEZI) fotografiert am Sonntag, 28. April 2024 in Lauchringen. (SPEZI / Simon Boschi)

Regionale Kooperation und besondere Angebote als Erfolgsgarant
Zudem habe das Wetter am Wochenende mitgespielt. „Somit hatten wir glückliche Besuchende, glückliche Ausstellende, glückliche Vereine, eine glückliche Gemeinde, glückliche Helfende … wir sind wirklich zufrieden“, so Wolf. Mehr als 100 Helfer:innen von sieben lokalen Vereinen zeigen die große Verankerung der SPEZI in der Region: „Ohne die Menschen und Vereine vor Ort und die große Unterstützung der Gemeinde Lauchringen wäre all das nicht möglich. Danke!“, sagt Gabriel Wolf. Davon profitieren auch die Besuchenden. Mehrere hundert Personen übernachteten im Laufe der Veranstaltungstage kostengünstig und atmosphärisch auf der Zeltwiese und genossen ein Frühstücksangebot schon ab 7:30 Uhr. „Das gibt es so auf kaum einer anderen Messe“, so Wolf.

Impressionen der Internationalen Spezialradmesse (SPEZI) fotografiert am Samstag, 27. April 2024 in Lauchringen. (SPEZI / Simon Boschi)

Stimmen zur Messe: Wie Nachhausekommen
Die SPEZI ist eine besondere und sehr familiäre Messe – diesen Eindruck teilen Aussteller und Besucher:innen. „Wir sind schon mehrere Jahre bei der Spezi dabei“, sagt etwa André Vrielink, Geschäftsführer von GoLo.Bike aus den Niederlanden. „Es ist ein bisschen wie Nachhausekommen. Uns macht es hier immer Spaß.“ Beim Pressesprecher der hessischen Liegeradmanufaktur HP Velotechnik, Alexander Kraft, klingt es ähnlich: „Hier auf der SPEZI sind wir zuhause. Während Corona haben wir gemerkt, dass uns etwas gefehlt hat. Jetzt sind wir zum zweiten Mal in Lauchringen und einfach glücklich! Am Samstagmorgen sind wir regelrecht überrannt worden. Es ist angenehm, so viele Leute mit Ideen zu treffen und mit Menschen zu plaudern, die Ahnung haben.“

Charmante Messe, interessiertes Publikum
Das interessierte Fachpublikum schätzt auch Vertriebsmitarbeiterin Antonia Stübi vom Lastenanhänger-Hersteller Carla Cargo: „Wir sind das erste Mal auf der SPEZI, seit sie in Lauchringen stattfindet, und ich bin sehr angetan von der Location. Sie ist liebevoll aufgebaut und hat sehr viel Charme. Sie ist einfach das, wofür die Fahrradbranche steht. Wir treffen hier viele interessierte Personen, die mit Freude Probe gefahren sind und haben viele Qualitätskontakte gesammelt.“ Kirk Seifert, Geschäftsführer vom Liegerad- und Trikespezialisten Icletta, ist ebenfalls zufrieden: „Wir haben sehr viele Probefahrten gehabt und denken, dass wir ein gutes Messenachgeschäft haben werden. Letztes Jahr waren wir als Besucher hier, das hat uns überzeugt. Deshalb sind wir in diesem Jahr mit einem eigenen Stand hier.“ Mit potenziellen Kundinnen und Kunden ins Gespräch zu kommen – das schätzt auch Katanga-Geschäftsführer Stephane Boving an der SPEZI: „Wir erhalten hier auf der einen Seite viel Feedback von bestehenden Kunden zu unseren Velomobilen, was sehr wichtig für uns ist. Auf der anderen Seite können wir unser Produkt hier vorstellen und Interessenten können die Räder direkt auf dem Parcours testen – das ist wirklich toll organisiert.“

Perfekt organisierter Testparcours
Der große Testparcours, der unkompliziertes und ausgiebiges Probefahren ermöglichte, kam bei sämtlichen Ausstellern und Besuchern sehr gut an. „Ich habe selten so ein gutes Probefahrkonzept gesehen wie auf dieser Messe“, sagt Michael Kuttler, der den E-Bike-Shop Ekone in der Nähe von Lauchringen führt. Franziska Bosselmann, Geschäftsführerin beim Lastenradhersteller Mäx & Mäleon, freut sich ebenfalls: „Die ganze Zeit sind die Leute mit unseren Rädern unterwegs, das wird mega viel genutzt. Wir sind zum zweiten Mal hier und erneut total begeistert! Es herrscht eine super Stimmung! Hier sind Leute, die Neues entdecken wollen und sich für neue Mobilitätslösungen interessieren. Von daher sind wir hier genau richtig.“ Auch Christoph Garsche, Fahrradhändler für Trikes und Lastenräder aus Bad Hersfeld hat „natürlich“ den Testparcours genutzt: „Dieser Riesenparcours um das ganze Gelände herum, der dann noch durch die Halle führt – das ist voll super! Man fährt einfach los und sieht dabei alle Aussteller.“ Als Händler interessiere er sich besonders für technische Innovationen und unterhalte sich mit neuen Firmen.

Impressionen an der Internationalen Spezialradmesse (SPEZI) fotografiert am Samstag, 27. April 2024 in Lauchringen. (SPEZI / Simon Boschi)

Ehrliches und direktes Feedback
Stefan Franken, Produktmanager beim Reifenhersteller Schwalbe, schätzt das ehrliche, direkte Feedback der Kundinnen und Kunden auf der Messe. „Das passiert nirgendwo auf einer anderen Messe so direkt wie hier auf der SPEZI“, so Franken, der auf der SPEZI Reifen für kompakte Bikes, Trikes, Velomobile und Cargobikes vorstellt. „Wir freuen uns, hier mit den Kunden und den Herstellern ins Gespräch zu gehen, Feedback zu bekommen für die Zukunft und vielleicht auch neue Entwicklungen anzustoßen. Am Samstag hatten wir schon sehr viel Zulauf und haben viele positive Rückmeldungen bekommen.“ Auch Frank Regge, der beim Lichtspezialisten Busch und Müller im Technischen Außendienst tätig ist, kann über mangelndes Interesse nicht klagen: „Bei uns kommt unser Blinker sehr gut an, der gerade für mehrspurige Fahrzeuge das Leben im Straßenverkehr einfacher und sicherer macht.“ Er schätzt an der SPEZI, dass Besucher:innen kämen, die „Bock auf das Thema haben und gute, ausgefallen Produkte sehen möchten.“

Besucher:innen aus Bayern und Belgien
Zu diesen Besucher:innen zählen zum Beispiel Petra und Martin Riedl aus Peißenberg. „Wir waren schon öfter auf der SPEZI, und es macht uns immer wieder Spaß. Wir lernen nette Menschen kennen und meistens ist das Wetter auch noch schön“, erzählt Petra Riedl. Sie habe vor allem Klappräder, ihr Mann Liegeräder auf dem Parcours getestet. Nur gekauft wurde nichts – „steht schon alles in unserer Garage daheim.“ Eine etwas weitere Anfahrt hatte Sergio Pantano, der jedes Jahr extra aus Belgien kommt, um sich über Neuigkeiten auf dem Spezialradmarkt zu informieren. „Ich kann hier vor allem viele Räder ausprobieren“, sagt Pantano. „Die Reise lohnt sich auf jeden Fall.“

Die nächste SPEZI findet am 26. und 27. April 2025 in Lauchringen statt.

Über die SPEZI
Die renommierte Spezialradmesse SPEZI ist die weltweite Leitmesse rund um Fahrräder jenseits der „Diamantrahmen-Norm“: Ob Liegerad, Cargobike, Tandem, Faltrad oder Reha-Vehikel, die Aussteller der SPEZI machen Menschen mobil. Die nächste SPEZI findet am 26. und 27. April 2025 in Lauchringen statt.

Informationen und Tickets: www.spezialradmesse.de

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Für Jeden Anspruch etwas dabei

»Egal, ob mit Gravelbike, Mountainbike oder E-Bike, genießen wird man die Gravel Austria auf jeden Fall«, stellt Sebastian fest. Oberösterreich ist mit vielen Trails und losem Untergrund möglicherweise eher für Mountainbikes geeignet. Die Strecke durch Tirol kann hingegen größtenteils sogar mit dem Rennrad befahren werden, während die Strecke in Niederösterreich rund 35 Prozent, in Vorarlberg rund 30 Prozent Gravelanteil hat. Auch Felix war durch Niederösterreich auf einem Gravelbike mit etwas breiteren Reifen und einer Federgabel unterwegs. Technisch sei es so gut fahrbar gewesen. »Wenig Straße, viele Feldwege, tolle Landschaft«, fasst Felix zusammen.

 

Kathrin, eine Outdoor-Bloggerin, die in den Niederlanden lebt, fuhr wiederum auf einem Reiserad mit Gravellenker von Ost nach West durch Tirol. Auch sie bestätigt: Österreich ist total auf Fahrradfahrer eingestellt. »Die Infrastruktur in den Kitzbühler Alpen und im Inntal ist hervorragend. Ich musste wenig vorplanen und habe immer spontan eine Unterkunft gefunden«, weiß sie zu berichten. Die Unterkünfte, die sie angesteuert hatte, verfügten über Werkstätten und Ski- bzw. Fahrradkeller. Da die Grenze nach Tirol auf einem Bergpass liegt, ist Kathrin in Zell am See im Salzburger Land gestartet. »Aus den 3.000 Kilometern Gesamtroute kann man sich diejenigen Abschnitte heraussuchen, die am besten auf die Kondition passen«, lobt sie. Aber auch die Jahreszeit und das Wetter können den individuellen Zuschnitt der Strecke beeinflussen.

Im Inntal kann es zum Beispiel sehr heiß werden. Der höchste Punkt der Strecke durch Tirol liegt um die 1.300 Meter und ist oft schon im frühen Herbst und bis Anfang des Sommers schneebedeckt. »Man lernt so unglaublich viel über das Land«, resümiert Kathrin. Sie war besonders beeindruckt vom schicken Ambiente in Kitzbühel. Die Essenz der Radtour durch Österreich war für sie, »dass man einfach in der Früh aufwachen und ohne viel zu planen losfahren kann und dabei weiß, dass man am Abend eine tolles Hotel finden wird und nicht in einer Sackgasse landet.«

Gutes Essen, tolle Landschaften, tolle Menschen und unendlicher Schotterspaß: Österreich ist wie geschaffen für das Graveln und die Gravel Austria die einzigartige Möglichkeit, das ganze Land auf zwei Rädern zu erleben.

Von See zu See durchs Salzburger Land

Im Folgejahr führte die Gravel-Route Sebastian durchs imposanten Salzburger Land von See zu See und von Wasserfall zu Wasserfall. Die Gravel Austria führt auf ihrem Rundkurs, der grob die Grenzen des Landes nachzeichnet, gleich zwei Mal durch das österreichische Bundesland. Sebastian fuhr von Saalbach zum Salzkammergut mit Auftakt auf einem aussichtsreichen Höhenweg. Flowig wurde es auf dem Asitztrail in Leogang. Später wartete nach jedem Anstieg ein Postkartenmotiv: Die Mandlwände am Hochkönig, die imposante Dachstein-Südwand, die Serpentinen der alten Postalmstraße im Tennengau sowie der Wolfgangsee und Fuschlsee.

Der südliche, rund 90 Kilometer lange Abschnitt, führt vom Großglockner nach Mittersill und dort zum Abschluss über den Pass Thurn insgesamt rund 900 Höhenmeter bergauf. Startet man die Gravel Austria im Nordwesten, am Bodensee, und fährt von West nach Ost, dann ist die Südvariante der Rückweg.
Im Anschluss an das Salzburger Land radelte Sebastian gleich weitere 450 Kilometer und mehr als 8.000 Höhenmeter durch Oberösterreich. Die Strecke, deren Gravelanteil knapp 30 Prozent beträgt und die sonst über asphaltierte Wege und Straßen verläuft, hat kaum einen ebenen Kilometer aufzuweisen. Lediglich entlang einer der vielen schönen Seen oder Flüsse kann man kurzzeitig durchatmen. Unbestrittene Höhepunkte sind der Mondsee im ersten Abschnitt der Tour sowie die Kulturhauptstadt 2024, Bad Ischl, die im letzten Drittel auf einem Abstecher erreichbar ist. Zwischendrin geht es auf einer Schleife durch das Innere Salzkammergut mit der Flussregion Traun, den Kalkalpen und seinen unzähligen kleineren und größeren Seen.

Das Innviertel, das man auf der Gravel Austria ebenfalls durchfährt, wirbt für sich mit der größten Dichte an Brauereien in Österreich. Durst hat man beim Auf und Ab in der hügeligen Landschaft definitiv immer. Besonders idyllisch ist auch der Abschnitt durch das Mühlviertler Granitland. Der abwechslungsreiche Wegemix durch den Böhmerwald verläuft zunächst an der österreichisch-tschechischen Grenze entlang und macht sogar einen kleinen Schlenker nach Tschechien. Mit der Überquerung der höchsten Passstraße Österreichs, dem Koblpass, schafft man den Sprung hinüber nach Niederösterreich.

Pässe, Dörfer und Flussradwege

Ganz anders war die Herangehensweise von Sebastian aus Hamburg, der diesen Sommer durch das Salzburger Land und Oberösterreich geradelt ist und somit Österreich von West nach Ost durchquert hat. Schon im Vorjahr hatte er die damals von der Österreich Werbung ganz neu eingerichtete Gravel Austria auf dem Abschnitt von Bregenz bis zum Traunsee ausprobiert. Seine Erlebnisse hat er in einer Folge seines Podcasts »Off the Path« präsentiert. »Ich war überrascht, wie unglaublich abwechslungsreich das Land ist«, erzählt er. Man radelt über Pässe, durch Dörfer oder auf Flussradwegen und ist dabei stets ganz nah an der Natur.

Sebastian hat seine Radreise im Gegensatz zu Felix ganz langsam angefangen. Am ersten Tag hatte er etwas über 20 Kilometer auf dem Tacho, dann etwas über 30 Kilometer, um am Ende seiner insgesamt 12-tägigen Tour mit insgesamt 1.400 Kilometern Strecke schließlich auch 100 Kilometer und rund 2.000 Höhenmeter am Tag zu schaffen. »Am dritten Tag gewöhnt sich der Körper daran«, stellte er fest.

»Dadurch, dass man jederzeit und überall Unterkünfte bekommt, kann man sich komplett an seine Fitness und das Wetter anpassen«, zeigt er sich begeistert. Auf dem Abschnitt von Bregenz bis zum Traunsee, hatte er lediglich in besonders touristischen Orten wie am Achensee, am Wolfgangsee oder in Bregenz Probleme bei der Unterkunftssuche. »In Oberösterreich wurde es ein wenig dünner und ich habe festgestellt, dass ich besser hätte planen müssen. Dennoch muss ich sagen, dass Österreich, was die Infrastruktur betrifft, ein Traum ist«, weiß der Podcaster zu berichten, der auf seinen Touren mit Hitze genauso wie mit Regen zu kämpfen hatte. Die Kombination aus teils steilen Anstiegen, losem Untergrund und wechselnden Wetterbedingungen macht jede Etappe zu einer Herausforderung. Besonders in den Alpen kann das Wetter schnell umschlagen, und plötzlich findet man sich in dichtem Nebel oder einem unerwarteten Regenschauer wieder. Je nach Abschnitt und Höhe kann man jedoch schon früh im Jahr fahren. Felix’ höchster Punkt auf der Tour lag zum Beispiel auf 1.400 Meter Höhe, wo ein eisiger Wind ihn erwartete.

Insbesondere die rund 260 Kilometer lange Strecke durch Vorarlberg, die Sebastian zur Hälfte gefahren ist, ist außerhalb der Sommersaison nur unter Vorbehalt zu empfehlen: Kops und das Ganifer Tal liegen sehr hoch und werden nicht geräumt. Bis Juni kann hier Schnee liegen, außerdem gilt der erste Abschnitt beim Stausee Kops als äußerst herausfordernd, da er bergab sehr steil ist. Dieses kurze Stück sollte bei Eisgefahr unbedingt geschoben werden. Nach dieser atemberaubenden Abfahrt rollt man dann aber entlang der Ill gemütlich bergab durch das Haupttal des Montafon und tritt dann wieder mit hoher Frequenz bergauf über das Laternsertal bis nach Übersaxen. Den anschließenden etwas steileren Abschnitt von Götzis hinauf zur Emser-Hütte, wo eine wunderbare Fernsicht bis zum Bodensee für die brennenden Waden entschädigt, kann man auch umfahren.

Auch der von Sebastian gewählte Abschnitt vom Bodensee aus beginnt knackig mit einem fordernden Anstieg von Bregenz in Richtung Pfänder, auf den eine spannende Gravel-Abfahrt in den Bregenzerwald folgt. Weiter geht es von Bizau nach Mellau und über das wunderschöne Hochplateau am Fuß der Kanisfluh nach Au. Nach Schoppernau beginnt der längste Anstieg der Tour in Richtung Warth.

Am letzten Tag sind die Beine eingefahren

Nach einem Ost- und einem Südschwenk verlässt die Gravel Austria Tour Niederösterreich, um bei St. Sebastian an drei einladenden Badeseen vorbeizuführen. Felix kühlte sich am Fluss-Strandbad in Hollenstein die heißgelaufenen Füße ab. Nur kurz, wie er betont, denn der sportliche Streckenzuschnitt, den er gewählt hatte (fünf Tage für 528 Kilometer), ließ nicht allzu viele Pausen zu. Von Hollenstein kann, wer sich dort doch länger aufhalten möchte, die Abkürzung über den Ybbstalradweg nach Göstling nehmen und damit einige Höhenmeter sparen.

Nach einem kurzen Abstecher nach Mariazell führt die Route dann entlang der Traisen Richtung Norden und weiter durch das Gölsental, die Region Elsbeere Wienerwald und durch den Biosphärenpark Wienerwald bis nach Klosterneuburg. Hier wird die Landschaft wieder sanfter, rollt man teilweise gemütlich dahin, während die Postkartenpanoramen an einem vorbeiziehen. »Es war malerisch mit den endlosen Fernblicken«, schwärmt Felix. Die Anstiege, so Felix, haben es in sich, aber die Aussichten lohnen sich jedesmal.

Besonders beeindruckend fand Felix das Wahrzeichen des Mostviertels, die barocke Basilika des Sonntagberges, die man auf einer Panoramastraße erreicht. Durch unberührte Wälder, über Bergrücken mit Traumaussichten und zahlreiche urige Dörfer geht der Weg weiter nach Nordosten und vorbei an Lilienfeld bis zur Donau bei Wien. Die Hauptstadt wird in einem großen Bogen im Süden umfahren, wobei ein Abstecher in die City sich durchaus lohnt. Für Felix und seinen Gravelpartner liegt der Vorteil der letzten Etappe genau darin, dass man sich zwar in der Natur aufhält, aber dennoch jederzeit in die Stadt abbiegen und die Tour somit flexibel beenden kann.

»Am letzten Tag waren die gröbsten Höhenmeter raus und die Beine eingefahren«, erinnert sich Felix an die letzte Etappe bis zur Grenze zum Burgenland. Hier hatte er trotz schlechter Witterung, Nebel und Regen besonders große Freude. Die Sinneseindrücke, Vogelstimmen, Gerüche nahm er intensiv wahr. Letztlich sind es die kleinen Genussmomente, wie das Füßekühlen in der Ybbs, die Nacht in Göstling, ein Stopp am See in Lunz, die sich auf dieser Tour tief in das Gedächtnis eingraben.

Knackige Anstiege mit tollen Aussichten

Vor allem die ständig wechselnden Landschaftseindrücke sollte man in Ruhe auf sich wirken lassen: Die Strecke durch das nordöstliche Bundesland startet in Liebenstein in der Gemeinde Liebenau, noch in Oberösterreich. Die Tour führt zunächst durchs Waldviertel, das als ehemaliger Bestandteil der sogenannten »Böhmischen Masse« als ältestes Gebirge Österreichs gilt. Mit ihren wilden Fluss- und Moorlandschaften, sanften Hügeln und dichten Wäldern, die von einem engmaschigen Netz an Waldwegen durchzogen werden, ist die Region ein Graveltraum. Mit stetem Auf und Ab tritt man entlang des Granit-Trails Richtung Donau. In Ybbs stößt man auf den Donauradweg, dem man hier bis nach Wien folgen könnte. Abenteuerlicher, wenn auch nicht so bequem ist es, den Umweg über die Schotterpisten und flowigen Trails der Gravel Austria zu nehmen.

Über Waidhofen an der Ybbs geht es nach Süden in den Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen. Die kulturhistorisch bedeutende Region, deren Namen sich von der jahrhundertelangen Tradition der Eisenverarbeitung und Eisenproduktion ableitet und die sich über Teile der Steiermark, Oberösterreichs und Niederösterreichs erstreckt, ist vor allem ein bekanntes Ziel für Mountainbiker. Mit dem Gravelbike hat man auf den Schotter- und Waldwegen zu Almen, Wildwasserflüssen und malerischen Bergdörfen sowie auf einigen anspruchsvollen Abfahrten aber genauso viel Freude.

Start/Ziel
z. B. Wien oder Innsbruck
Aufstieg
51.000 Hm
Strecke
3.000 km

Dauer
14–35 Tage

Beste Zeit
Frühsommer bis Herbst

CHARAKTER
Die Gravel Austria zeigt auf jedem Abschnitt und in jedem Bundesland (nur das Bundesland Wien wird ausgespart) einen anderen Charakter, so dass jeder die für seine Ansprüche passende Teilstrecke finden kann. Die Gesamtstrecke muss allerdings als sehr anspruchsvoll eingeordnet werden, da sie auf vielen Etappen ein sehr sportliches Höhenprofil aufweist. Die Länge der Etappen kann sehr individuell zugeschnitten werden, da sich überall viele Unterkunftsoptionen bieten. Die über 3.000 Kilometer lange Tour führt überwiegend über Schotterpisten; es sind aber durchaus auch längere Abschnitte auf verkehrsarmen Nebenstraßen sowie der eine oder andere Singletrail enthalten. Die abwechslungsreichen Streckenabschnitte führen durch einmalige Berg-, Wald- und Seenlandschaften. 14–35 Tage sollte man für die Gravel-Austria-Route einplanen.
to.austria.info/gravel

ÜBERNACHTEN
In der Komoot-Collection zu Gravel Austria und auf der Homepage der Österreich Werbung finden sich übrigens auch zu jedem Abschnitt Tipps für besonders fahrradfreundliche Unterkünfte.
austria.info/de/aktivitaeten/radurlaub-in-oesterreich/gravelbiken

ANREISE
Die größeren Städte entlang der Gravel Austria sind hervorragend mit dem Zug erreichbar. Nicht nur innerhalb Österreichs kommt man mit der Bahn gut von einer Etappe zur anderen. Auch von Deutschland aus gibt es sogar Direktverbindungen von München nach Innsbruck. Die Mitnahme von Fahrrädern ist in den Zügen der ÖBB grundsätzlich möglich. In Fernverkehrszügen muss man einen Fahrradstellplatz reservieren. Wien, Salzburg und Innsbruck erreicht man zudem auch mit dem Flugzeug.
oebb.at

BESTE ZEIT
Die beste Reisezeit für die komplette Tour ist der Sommer. Die tiefer gelegenen Abschnitte können auch im Frühjahr und Herbst befahren werden. Auf den Alpenpässen kann es dann jedoch noch/schon schneien. Im Sommer sollte man Unterkünfte vorbuchen.

ABSCHNITTE
Vorarlberg
Strecke: 250 km
Auf-/Abstieg: 6.260 Hm/6.590 Hm
Dauer: ca 3–5 Tage
Start/Ziel: Stausee Kops/Warth
Charakter: Der Abschnitt enthält ca. 30 % Gravel-Anteil. Die maximale Steigung liegt bei ungefähr 20 %. Der erste Abschnitt beim Stausee Kops gilt als herausfordernd, da er bergab sehr steil ist. Die Etappe ist erst ab Mitte Mai/Juni empfohlen, da höher gelegene Abschnitte bei Kops und im Ganifer Tal nicht geräumt werden.

Tirol
Strecke:
166 km
Auf-/Abstieg: 3.260 Hm/2.160 Hm
Dauer: 2–3 Tage
Start/Ziel: Warth/Spielberghaus bei Kössen
Charakter: Die mittelschwere bis schwere Tour führt von Warth durchs Lechtal bis Ehrwald, dann durch das Gaistal und zuletzt anspruchsvoll durch das Karwendelgebirge und schließlich ins schicke und charmante Kufstein.

Salzburger Land
Strecke: 258 km
Auf-/Abstieg: 5.800 Hm/6.640 Hm
Dauer: 3–5 Tage
Start/Ziel: Spielberghaus bei Kössen/
St. Lorenz am Mondsee
Charakter: Der Gravelanteil der Strecke, die das Salzburgerland von West nach Ost quert und mit einem aussichtsreichen Höhenweg über Saalbach startet, beträgt rund 35 %, der Rest sind asphaltierte Wege und Straßen. Es gibt kaum flache Abschnitte. Der Wolfgang- und der Fuschlsee sind nur zwei von vielen Höhepunkten.

Oberösterreich
Strecke:
445 km
Auf-/Abstieg: 8.230 Hm/7.730 Hm
Dauer: 5–9 Tage
Start/Ziel: St. Lorenz am Mondsee/ Liebenstein
Charakter: Die schwierige Strecke durch Oberösterreich mit großem Anteil (30 %) an Schotter und einigen Singletrails startet fulminant am Mondsee. In einer Schleife geht es durchs Innere Salzkammergut und später über steile Abschnitte ins Mühlviertel. Besonders abwechslungsreich sind die Wege im Böhmerwald.


Niederösterreich
Strecke: 523 km
Auf-/Abstieg: 9.080 Hm/9.900 Hm
Dauer: 5–10 Tage
Start/Ziel: Liebenstein/Wien, Schwadorf
Charakter: Der Gravelanteil dieses schwierigen Abschnitts beträgt 35 %; Singletrails machen 10 % aus. Eine vielfältige Landschaft, abwechslungsreiche Wege, radkompetente Gastgeber werden auf der Strecke, die zunächst durchs Waldviertel führt, geboten. Entlang des Granit-Trails geht es Richtung Donau, später durch die Region Elsbeere Wienerwald und durch das Biosphärenreservat Wienerwald bis nach Klosterneuburg. Wien wird an der Stadtgrenze entlang im Süden umrundet.

Burgenland
Strecke: 347 km
Auf-/Abstieg: 3.160 Hm/3.060 Hm
Dauer: 3–6 Tage
Start/Ziel: Wien, Schwabdorf/Neustift
Charakter: Überwiegend befestigte Wege. Der Abschnitt bis Oslip ist flach und führt entlang des Naturpark Neusieder See-Leithaberg. Die Tour führt mit einigen Anstiegen kurzzeitig durch Ungarn. Der letzte Abschnitt ab Lockenhaus ist anspruchsvoller.

Steiermark
Strecke: 165 km
Auf-/Abstieg: 1.890 Hm/1.800 Hm
Dauer: 1–3 Tage
Start/Ziel: Neustift/Lavamünd
Charakter: Die Tour, die etwa 40 Kilometer über Schotter und 125 Kilometer auf Asphalt verläuft, führt entlang der burgenländisch-steirischen Grenze auf dem Themenradweg R12. Der Abschnitt durch die Südsteiermark bis nach Bad Radkersburg ist relativ eben. Über den Murradweg und die Südsteirische Weinstraße geht es weiter Richtung Slowenien und letztlich über die Grenze ins Drautal.

Kärnten
Strecke: 295 km
Auf-/Abstieg: 4.200 Hm/2.050 Hm
Dauer: 4–7 Tage
Start/Ziel: Lavamünd/Großglocknerpass
Charakter: Die Tour führt zunächst entlang des Drauradwegs, der zu 50 % geschottert, zu 50 % asphaltiert ist. Das letzte Drittel des Wegs führt über die Großglockner-Passstraße, was trotz des asphaltierten Untergrunds eine ernsthafte Herausforderung ist.

Salzburger Land (Rückweg)
Strecke: 87 km
Auf-/Abstieg: 890 Hm/2.130 Hm
Dauer: 1–2 Tage
Start/Ziel: Großglocknerpass/Thurn
Charakter: Der Abschnitt, der das Salzburger Land diesmal von Ost nach West quert, wird durch die Abfahrt auf der Großglocknerstraße eröffnet. Bis auf den Aufstieg nach Thurn am Ende ist das Radfahren hier eher gemächlich. Die Strecke führt durch einen längeren Tunnel, in dem ein Fahrradlicht erforderlich ist.

Tirol (Rückweg)
Strecke: 289 km
Auf-/Abstieg: 3.730 Hm/3.190 Hm
Dauer: 3–3‚5 Tage
Start/Ziel: Liebenstein/Wien, Schwabdorf
Charakter: Die Strecke, die Tirol von Ost nach West quer und überwiegend auf Schotter (50 %), aber auch über Singletrails (10 %) führt, beginnt mit einem knackigen Aufstieg zum Gauxjoch und einer anschließenden steilen Abfahrt auf losem Untergrund. Später führen gut ausgebaute Radwege und Straßenabschnitte ins Inntal. Über den Inntalweg geht es ohne Schwierigkeit nach Innsbruck. Ab Landeck wird es hügeliger und geht stets bergauf bis zum Stausee Kops auf 1.800 Meter Höhe.