Zwischen Westerwald und Taunus bahnt sich die Lahn ihren Weg zum Rhein. Der Lahnwanderweg folgt ihren Schwüngen über steile Hänge. Auf den vier Etappen von Villmar nach Bad Ems, die Beate Wand für sich auserkoren hat, jagt ein Höhepunkt den nächsten – mal aussichtsreich, mal kulturell.

Zartrosa perlt trockener Spätburgunder Weißherbst in dem Glas, das Norbert Massengeil- Beck in seiner Hand schwenkt. Der Wein harmoniert farblich mit dem gräulichen Schiefer im Hintergrund. Darauf stocken weiter unten am Goetheberg die Rebstöcke, deren Trauben diesem geschmacklich runden und doch kräftigen Wein ihren Stempel aufsetzen. »Das passt perfekt, den genau hier zu genießen. Unterhalb des Goethepunkts. Für mich eines der schönsten Fleckchen in Rheinland-Pfalz«, schwärmt der Winzer aus Obernhof, einem von zwei verbliebenen Weindörfern an der Lahn.
140 Meter tiefer quetschen sich die Häuser an ihren Prallhang, am anderen Ufer lässt der Fluss den knapp 400 Einheimischen etwas mehr Platz. Auf einer Anhöhe wacht Kloster Arnstein über dem Örtchen, guckt wie ein weißes Schloss mit vier Türmen aus dem Wald. Womöglich waren es die Prämonstratenser-Chorherren, die vor über 800 Jahren Reben und Know-how mitbrachten. Zur Blütezeit des Lahn-Weinbaus überzog Wingert um Wingert die Südhänge im unteren Lahntal, das Anbaugebiet reichte bis nach Marburg. So stößt der Lahnwanderweg in diesem Bereich immer wieder auf Reste von Bruchsteinmauern, die schon im Mittelalter Weinberge terrassierten. Heute sind fünf Idealisten übriggeblieben. Sie haben den Weinbau in Weinähr und Obernhof fit für die Zukuft gemacht und vermarkten ihren Wein überwiegend selbst – in eigenen Weinstuben und Straußwirtschaften.
Norbert Massengeil-Beck ist einer von ihnen. Auf Anmeldung geht er mit Interessierten durch die Weinberge, um vor Ort in der Natur ein paar Tropfen zu verkosten. »Wenn die Leute selbst durch den Steilhang gestiegen sind, wissen sie das Produkt ganz anders zu schätzen«, sagt er, »sie spüren die Liebe dazu, die körperliche Arbeit, die da drinsteckt. Die Handgriffe sind bei solch einer Neigung schon eine Herausforderung.« Das spüren auch alle, die auf dem Lahnwanderweg trekken: Je näher die Etappen der Rheinmündung rücken, um so mehr Höhenmeter legen sie zurück, um so knackiger werden die Anstiege.
Die Wege an der Lahn
Von der Lahnquelle im Rothaargebirge bis zur Mündung in den Rhein begleitet der Weitwanderweg den Fluss. Er verbindet Rothaarsteig und Rheinsteig. Bis Lahnstein legt der zertifizierte »Qualitätsweg Wanderbares Deutschland« fast 300 Kilometer zurück, aufgeteilt in 19 Etappen. An nahezu allen Tageszielen hält eine Bahn, so lässt sich der Weg in Häppchen portionieren. Gleich mehrere Stationen liegen auf den Etappen 15 bis 18 an der Strecke. Sie führen von Villmar durch das Limburger Becken und über die Steilhänge der unteren Lahn in den Heilkurort Bad Ems. Mit zehn anderen ruhmreichen Kurbädern gehört er zum UNESCO-Welterbe »Great Spa Towns of Europe«.
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