Auf dem Königsweg

Entdeckungsreise in die lappländische Bergwelt

Wer die Einsamkeit liebt, ist im hohen Norden Schwedens auf jeden Fall richtig, denn hier trifft man definitiv mehr Rentiere als Menschen. Die spektakuläre Landschaft, das Fjäll mit seinen endlosen Weiten und den schier aus dem Nichts aufragenden, mächtigen Gipfeln, den tosend wilden Flüssen und kristallklaren Gletscherseen ziehen jeden Wanderer magisch in den Bann. Als Krönung gibt es im Herbst noch ein zauberhaftes Farbenspiel der Natur, wenn die bunten Blätter der Bäume und Sträucher mit den Farben der Berge und Seen um die Wette leuchten. Und mittendurch verläuft der Kungsleden – einer der weltweit bekanntesten Fernwanderwege. Der »Königsweg«, wie er übersetzt heißt, macht seinem Namen alle Ehre und wer die 440 Kilometer der gesamten Strecke durch Schwedens unberührte Natur zu Fuß bestritten hat, darf sich wahrlich ein König nennen!

TEXT/BILDER: LISA RÖTHIG

Mein Freund Pierre und ich stehen mutterseelenallein, bepackt mit prall gefüllten, 20 Kilogramm schweren Rucksäcken, robusten Wildleder-Trekking-Schuhen an den Füßen und einem nervösen Grinsen im Gesicht, an einem sonnigen Septembermorgen an der Haltestelle in Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens knapp 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. Normalerweise eine sehr ruhige Gegend, wenn hier nicht bereits seit über hundert Jahren nach Eisenerz gegraben werden würde. Kaum vorstellbar, dass die ganze Stadt mit seinen rund 18.000 Bewohnern bis 2035 komplett um fünf Kilometer nach Osten versetzt werden soll, damit das unter der Stadt liegende Erzvorkommen abgebaut werden kann und auch, weil durch den Abbau Häuser abzusinken drohen. Unsere Haltestelle gibt es dann wohl nicht mehr.

Unser Zug kommt und spuckt uns, ein paar in Re-kordzeit vorbeirauschende Landschaftsbilder später, an einem einsamen Bahnhof mit einem kleinen roten Holzhäuschen und zwei Infotafeln wieder aus. Wir sind in Abisko und damit am Startpunkt unseres Abenteuers. Gegenüber der Haltestation nehmen wir das bunte Treiben von Wanderern wahr, die sich am Touristenzentrum mit letzten fehlenden Informationen, Ausrüstungsgegenständen oder Verpflegung eindecken.

Voller Vorfreude lassen wir alle Annehmlichkeiten der Zivilisation hinter uns und betreten einen aus Holz gezimmerten, tunnelartigen Gang – den sowohl geografischen als auch symbolischen Startpunkt des Kungsledens und damit unser Tor zur lappländischen Bergwelt.

Der insgesamt 440 Kilometer lange, von Nord- nach Südschweden verlaufende Fernwanderweg hat in den vergangenen Jahren deutlich an Beliebtheit zugenommen, doch seine Geschichte beginnt bereits vor rund 120 Jahren, als die Region, aufgrund des hohen Erzvorkommens, an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde und damit aus einer Ansiedlung von Erzarbeitern eine stetig wachsende Gemeinde wurde. Auch die ersten Reisenden wurden mit der Eröffnung der Bahnstrecke im Jahrhundert angelockt.

In den 1920er Jahren macht es sich die schwedische Tourismusvereinigung zur Aufgabe, die Region für Besucher attraktiver und die Natur und Kultur zugänglicher zu machen. »Unser Ziel ist es, dass mehr Menschen landauf, landab Abenteuer erleben können«, verkündet noch heute eine der größten gemeinnützigen Mitgliedsorganisationen des Lands, der Schwedische Tourismusverband (STF).

So entstand der erste Teilabschnitt des Kungsleden von Abisko nach Nikkaluokta, inklusive des Baus der ersten so genannten Fjällstugas, den rustikal gemütlichen Hütten am Ende jeder Tagesetappe. Dieser Abschnitt gilt bis heute als der schönste Teil der Route und wird nun von uns in acht Tagen bestritten.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 7/2024 des trekking-Magazins.
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