Sie ziehen als sandige Spur, knarzende Holzbohlen und federnde Pfade übers platte Land: 24 Nordpfade. Auf ihrem Weg zwischen Elbe, Weser und Lüneburger Heide erzählen sie von den Zeiten bewegter Gletscher.
Das ist Wandern auf Norddeutsch.
Sie zieht eine Erdbeernudel hervor. »Meine neueste Erfindung«, verkündet Bäuerin Sabine Bassen stolz, »nu müssen wir ja alle mal ’n bisschen Greta machen.« Damit spielt sie auf Klimaaktivistin Greta Thunberg an, denn ihr Strohhalm kommt ohne Plastik aus, ist sogar essbar. »Für Milchshakes sind die okay, aber Buttermilch kommt da nicht durch«, erklärt die Landfrau in ihrem Melkhus, warum sie in der hofeigenen Nudelwerkstatt mit Schaschlikspießen hantiert, um aus Erdbeerpüree Maccaroni zu formen. Auf der Theke gucken sie aus einem Becher. Unter dem roten Ziegeldach des grünen Holzhäuschens – typisch für die Milchraststätten in Niedersachsen – gibt es bei Sabine Bassen Milchmixgetränke, Bauernhof-Eis und Quarkspeisen, aber auch Kaffee und Kuchen. Auf der Zielgraden des knapp 22 Kilometer langen Nordpfads Kirchsteg-Moore-Bäche.
DIE 24 NORDPFADE
Südlich von Scheeßel streift er durch Wälder, Moore und Wiesen an der Veerse. Ein langer Steg aus dicken Eichenbohlen überbrückt das Überschwemmungsgebiet in den Auen. Darüber pilgerten die Bartelsdorfer jahrhundertelang, um in der Scheeßeler Kirche mit trockenen Füßen zu beten. Ganze 23 weitere Nordpfade kreisen im Landkreis Rotenburg (Wümme) durch norddeutsches Tiefland. Damit mauserte sich das überwiegend platte Land zwischen Elbe, Weser und Lüneburger Heide zum Wanderparadies.
Dabei legen die meisten Rundkurse zehn bis 15 Kilometer zurück, eine gute Handvoll um die 20. Die Längeren lassen sich meist auch abkürzen. Umgekehrt sind einige Nordpfade miteinander vernetzt: Beispielsweise knüpft der Nordpfad Ostetal (10,6 km) über einen fünf Kilometer langen und ebenfalls lückenlos markierten Zubringer an den Nordpfad Zwei Mühlen (10,9 km) an, der wiederum direkt auf den Nordpfad Zevener Geest (23,3 km) trifft. Der längste Nordpfad Wümmeniederung eignet sich mit 32 Kilometern auch als Tour für zwei oder drei Tage. Er folgt dem Fluss an beiden Ufern, Brücken und Wehre über die Wümme teilen die große Runde bei Bedarf in Etappen.
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