Bretagne – Wandern zwischen Blumenmeer und Atlantik

Auf dem GR 34 entlang der Küste
Bretagne Blumenmeer Trekking

Man kennt den Atlantik meist als rau, windig und wild. Doch er hat auch eine liebliche Seite: in der Bretagne, wo der Golfstrom auf milde Winde trifft und ein Meer aus Blumen erschafft.

Bretagne Blumenmeer Trekking
TEXT: JUDITH BECK / BILDER: JESÚS TENA

Man erzählte uns von den herrlich ins Meer fallenden Küsten, von gezeitengezeichneten Leuchttürmen – und natürlich von den »Pfannkuchen« in allen erdenklichen Variationen. Von deftig bis doppelsüß, mit Jakobsmuscheln oder Roquefort, oder als flambiertes Dessert. Doch der Moment, als die Bretagne in mir Verehrung in Verbindung mit einem tiefen Glücksgefühl hervorruft, knüpft weder an landschaftliche Prominenz noch an kulinarische Hochgenüsse.

Es ist Dienstagmorgen. Heute gehen wir den dritten Tag auf dem GR 34, immerzu entlang der Küstenlinie der Bretagne. Es ist exakt das Stück Weg, auf dem keine Highlights eingezeichnet sind, irgendwo bei Ploubazlanec. Am Vorabend überlegten wir beim Abendessen im quirligen Städtchen Paimpol noch, ob wir den Teil aus Zeitgründen vielleicht weglassen und westlich davon weiterwandern sollten. Aber nun sind wir hier, folgen dem schmalen Pfad hinauf zum Dorf. Passieren alte Steinhäuser und üppige Blumengärten. Danach kehren wir zurück in die Natur, hinunter Richtung Meer.

Der sanfte, mit Salz angereicherte Wind umschmeichelt mein Gesicht und wiegt die Blüten am Wegesrand. Leuchtend gelber Stechginster, Rhododendren, rosafarbene Hortensien, wilder Lavendel. Aromatherapie. Ich bin betört, eingelullt, tiefenentspannt.

Ein Pfad, der das Meer sucht

Der GR 34, auch bekannt als »Sentier des Douaniers« (Zöllnerpfad), ist einer der spektakulärsten Fernwanderwege Frankreichs. Er folgt der gesamten Küstenlinie der Bretagne und erstreckt sich über etwa 2.000 Kilometer vom Mont Saint-Michel bis zur Brücke von Saint- Nazaire. Ursprünglich wurde der Weg 1791 angelegt, um Schmuggler zu überwachen. Zöllner patrouillierten Tag und Nacht entlang der Küste, um Schmuggel und Wrackplünderungen zu unterbinden. Heute gehört der einstige Zollpfad den Wanderern.

Unsere Teilstrecke führt uns abschnittsweise von Dinard bis zum Golf von Morbihan. Wir passieren die Côtes-d’Armor – jene Küste, die als Inspiration für das Gallien diente, wie wir es aus Asterix kennen. Oder das Cap Fréhel mit bis zu 70 Meter hohen Klippen und die Halbinsel Crozon mit ihren vom Atlantik ausgehöhlten Grotten. Jeder Abschnitt offenbart eine neue Facette: von schroffem Gestein über duftende Pinienwälder bis hin zu Dünenlandschaften.

Die Bretagne war nie Frankreich im klassischen Sinne. Sie war keltisch, bretonisch, eigenwillig – und sie ist es geblieben. Der prominenteste Zeuge ihrer Historie ist der Name an sich. Im fünften Jahrhundert flüchteten britische Kelten vor den Angelsachsen und setzten über den Ärmelkanal. Aus Britannia wurde Armorica, und daraus Klein-Britannien – die Bretagne. Sprache, Bräuche, religiöse Motive: Sie nahmen alles mit, was sie tragen konnten, und verankerten es in der windgezeichneten Landschaft. In den Ortsnamen, der bretonischen Sprache und traditionellen Festen steckt bis heute der Ursprung.

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