Eine Runde um das Rätikon

Wandern zwischen Vorarlberg und Graubünden

Im Rätikon führt eine Trekkingroute von Hütte zu Hütte rund um Drei Türme und Drusenfluh. Eine Reihe von Kammübergängen erlaubt verschiedenste Rundtouren. Schön sind sie alle und auf die schönste nehmen wir Sie mit.

TEXT: ANDREA STRAUSS / BILDER: ANDREAS STRAUSS

Es soll Menschen geben, die morgens um 5 Uhr so munter sind, dass ihnen abgesehen vom Atmen und langsamen Bewegungen schon das volle Repertoire menschlicher Fähigkeiten zur Verfügung steht. Heute Morgen gehöre ich nicht zu dieser Kategorie. Ich bin noch müde. Mechanisch setze ich Fuß vor Fuß. Würde man mich um 180 Grad drehen, ginge ich widerstandslos in die Gegenrichtung, ohne zu merken, dass es bergab geht, obwohl wir doch eigentlich zur Lindauer Hütte aufsteigen wollen.

Der Weg von Tschagguns ist einfach. Eine flache Almstraße ohne Stolperfallen führt durchs Wiesengelände taleinwärts. Noch ist niemand unterwegs. Im Dämmerlicht sind die Farben dezent. Wir gehen auf Bergumrisse zu. Irgendetwas lösen sie in meinem Kopf aus, aber ich bekomme den Gedanken nicht zu fassen. Ich störe mich nicht daran.

POSTKARTENMOTIV DREI TÜRME
Im Gastraum der Lindauer Hütte wache ich auf. Es ist hell, farbig und Kaffeegeruch steigt mir in die Nase. Kaffee funktioniert immer. Jetzt noch eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht, um den getrockneten Schweiß und die restliche Müdigkeit abzuwaschen und der Tag kann beginnen. Ich bin im Rätikon angekommen.
Für etwas weniger Schlafwandeln und mehr Erlebnisgehalt kann man den Aufstieg zur Lindauer Hütte als halbe Tagesetappe einplanen. Durchs Gauertal braucht man zwei bis drei Stunden. Zu sehen gibt es viel, der Hüttenweg führt durch eine Bilderbuchlandschaft.

Als wir nach der Kaffeepause die Rucksäcke wieder schultern und ich einen ersten Blick auf die Gegend werfe, kann ich endlich auch die Bergumrisse zuordnen. In den letzten Stunden sind wir im Halbdunkel auf die legendären Drei Türme zugegangen – ein klassisch schönes Postkartenmotiv. Ich bin mir sicher, dass ich eine ganze Kindheit lang im Wohnzimmer meiner Großeltern unter den Drei Türmen meine Hausaufgaben gemacht und zu Abend gegessen habe – ohne es zu wissen. Der Landschaftsmaler, der für viel Grün und Blau an unserer Wohnzimmerwand gesorgt hatte, hatte irgendwo hier im Tal seine Staffelei aufgestellt. Deshalb waren sie mir so bekannt vorgekommen.

In den nächsten Tagen werden wir die Drei Türme aus allen Himmelsrichtungen zu sehen bekommen, aber von Norden sind sie am schönsten. Ich bereue, dass ich die letzten Stunden verschlafen habe. Immerhin werden wir bis hinauf zum Öfapass noch mit schönem Blick unter dem Rätikonwahrzeichen durchwandern.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 2/2024 des trekking-Magazins.
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