Fragil und faszinierend – Die Greina-Hochebene

Auf stillen, einsamen Pfaden verbindet die Greina-Hochebene die Kantone Graubünden und Tessin. Wanderer erleben eine mystische, unberührte Gebirgslandschaft, in der magische Urgewalten wirken.

TEXT/BILDER: BIRGIT-CATHRIN DUVAL

Es ist zwei Uhr früh, als der Sturm über uns hinwegzieht. Der Wind rüttelt an den hölzernen Fensterläden, ein Krachen und Blitzen, die Elemente toben. Ich bin in der Ustria Tgamanada untergebracht, einer Pension in Sogn Giusep, ein kleiner Weiler, zweieinhalb Kilometer oberhalb von Vrin, auf 1.600 Metern Höhe gelegen. Eine Handvoll Häuser und eine Kapelle, die seit über 300 Jahren dem Wind trotzt. Sie habe richtig Angst gehabt, erzählt mir meine Herbergsmutter Genoveva Caminada, als sie am Morgen das Frühstück zubereitet. Stürme hat die 83-Jährige sicher viele erlebt. Dabei hat uns das Unwetter am Ende des Val Lumnezia in Graubünden nur gestreift. Im benachbarten Kanton Tessin hat es Verwüstungen von ungeahntem Ausmaß angerichtet – die enormen Wassermassen spülten tonnenschwere Felsen wie Murmeln das Maggiatal hinab, rissen Brücken, Autos, Häuser und Menschen mit sich fort.

Seit Jahren träumte ich davon, die Greina, eine einsame, mystische, auf 2.200 Metern gelegene Hochebene, die Graubünden mit dem Tessin verbindet, zu durchwandern. Doch als nachts das Unwetter tobt, ist das Unternehmen mehr als fraglich.

Zwei Tage zuvor bin ich in Ilanz gestartet, einem kleinen pittoresken Städtchen mit historischen Gebäuden aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die sich auch als erste Stadt am Rhein bezeichnet, bildet sie doch das Westtor zur spektakulären Rheinschlucht.

Das Gebiet mit den Seitentälern des Val Medel, Val Sumvitg, Val Lumnezia und das Valser und Safiental wird als Surselva bezeichnet, was soviel wie »oberhalb des Walds« bedeutet. Hier spricht man Rätoromanisch, eine ureigene Sprache, die melodisch und südländisch tönt, als hätte man Italienisch und Französisch wild durcheinandergewürfelt.

Ab Ilanz folge ich der Senda Lumneziana und durchwandere das Tal des Lichts, das seinem Namen alle Ehre macht. Die Sonne knallt vom Himmel, es ist ein unbarmherzig heißer Tag Ende Juni und Schatten ist rar.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 7/2024 des trekking-Magazins.
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