Filmreife Berge – Bike & Hike im italienischen Nationalpark Gran Sasso

Mit endloser Weite und einem Panorama bis zur Adria kann der Gran Sasso in den Abruzzen glänzen. Hauptdarsteller ist der höchste Gipfel der Apenninen. Dass diese Kulisse filmreif ist, konnte
Luzia Pesch vor Ort sehr eindrücklich erleben.

TEXT/BILDER: LUZIA PESCH

Andiamo!«, feuere ich meine Mitradlerin an. Unser Ritt mit den bepackten Drahteseln ist kein Zuckerschlecken und bergauf geht es nur im Schritttempo. Wir erklimmen schweißgebadet den Passo delle Capannelle, dann rauschen wir durch eine traumhafte Berglandschaft in einer langen und erholsamen Abfahrt. Die Königsetappe folgt am nächsten Tag: Bis zur Hochebene Campo Imperatore warten weitere eintausend Höhenmeter auf uns. Ein Sehnsuchtsort mit dem Beinamen »Klein-Tibet« mitten in Europa, der mit seiner Weite eher an Kirgisistan, die Mongolei oder eben an die Himalayaregion erinnert. Von dort wollen wir die Bergwelt des Gran Sasso zu Fuß erkunden.

FILM AB!
Um die fünfzig Reiter traben mit Schwertern bewaffnet durch das weite Tal. Auf der Anhöhe stehen zwei Männer in Umhängen und stützen sich andächtig auf einen langen Wanderstab. Die dunklen Wolken am Himmel verleihen der Landschaft ein stimmungsvolles Ambiente. Dann surrt es und über ihnen schwebt eine riesige Drohne, die die Szene filmisch festhält. Wir fahren an diesem Morgen mitten durch das Set eines ungarisch-deutschen Fantasystreifens. Einige der Darsteller im historischen Gewand feuern uns an. Die Strecke hier hinauf ist wahrlich grandios und ein filmwürdiger Hintergrund. Aus Fonte Cerreto, von wo auch eine Seilbahn ins Herz des Nationalparks führt, windet sich die Straße über dreißig Kilometer hinauf zur größten Hochebene Europas: dem Campo Imperatore. Mit diesen Eindrücken geht es in die »richtigen« Berge.

SCHROFFE GIPFEL UND WEITE BLICKE
Unser Plan für die nächsten Tage: Wir wollen den Gran Sasso zu Fuß auf Tageswanderungen erkunden und haben unser Basecamp im Ostello Campo Imperatore auf 2.115 Metern bezogen. Am Tresen der Bar in der Nähe der Bergstation schlürfen wir noch ganz italienisch im Stehen ruckzuck einen Espresso, dann starten wir zu unserem ersten Gipfel. Die Tour zum Monte Aquila auf 2.494 Metern ist eine gute Gelegenheit, die ersten Höhenmeter zum Eingewöhnen zu bewältigen. Vorbei an der Sternwarte steigen wir hinauf zum Sattel.
Wenig später stehen wir am Gipfelkreuz des Monte Aquila. Von hier eröffnet sich uns ein weiter Blick – und was für einer! Zahlreiche schroffe Gipfel ragen aus den grasbewachsenen Niederungen. Einer sticht uns besonders ins Auge. Für den Corno Grande müssen wir den Kopf weit in den Nacken legen. Die Wand aus Dolomitgestein ragt majestätisch bis hinauf auf 2.912 Meter. Den höchsten italienischen Gipfel außerhalb der Alpen wollen wir morgen angehen, wenn das Wetter mitspielt – die Wanderschuhe sind nach dieser Tour jedenfalls warmgelaufen.

AUF DEN KÖNIG DES APENNINS
Wolkenloser Himmel betört uns beim Aufwachen. Nichts wie los mit den Stirnlampen! Denn es ist Samstag und auch die Locals aus der Umgebung sind sicher motiviert, den Berg der Superlative bei Kaiserwetter zu besteigen. Vom Aquila-Sattel durchschreiten wir erst leichtes Gelände, um im Eiltempo durch einen steinschlaggefährdeten Schutthang zu kommen. Wir knacken an der Sella di Brecciaio die 2.500-Meter-Marke.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 9/2024 des trekking-Magazins.
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