Hohenwarte Stausee Weg – Rund um das »Thüringer Meer«

Bleilochtalsperre und Hohenwarte-Stausee bilden das »Thüringer Meer«. Mancherorts wäre »Fjord« treffender – so tief haben sich die Mäander der Saale in den Schiefer gegraben. Dort macht eine winzige Stadt mit ihrem ulkigen Namen neugierig: Ziegenrück.

TEXT/BILDER: BEATE WAND

Moosgepolsterter Waldboden federt unter den Schritten. Mit jedem Meter aufwärts wird die Luft feuchter, die Suppe dichter. Eine böse Vorahnung keimt auf. An der Karl-Rühl-Hütte trällert eine Mönchsgrasmücke – ein Frühlingsbote im novemberlichen Grau. Der Namensgeber des Blockhäuschens mit dem Panoramafenster warb Anfang des 20. Jahrhunderts in seinen Wanderführern: »Das freundliche Städtchen Ziegenrück, zum längeren Aufenthalt nicht minder geeignet als zum Ausgangs- oder Zielpunkt einer Wanderung.«

Zur Fernsicht kehrt der Weg abwärts. Doch wie schon aus dem Hüttenfenster sieht man: nichts. Der Blick verliert sich in einer hellgrauen Wand. »Im Herbst wabert es oft über dem Wasser, aber dann ist es oben frei«, sagt Rosi Leber. Die Naturparkführerin versichert, dass die Saale dort unten eine mustergültige Schlinge zieht – der Grund, hierherzukommen. Sie ähnelt der berühmten an der Saar. Zwar hat auch diese Stimmung ihren Reiz: so muss sich Regenwald anfühlen. Der Tau ist so fein, dass man ihn einatmet – ein Frische-Booster. Tropfen liegen schwer auf den Blättern, Vögel zwitschern laut.

Zivilisationsgeräusche fehlen: kein Auto, keine Bahn lärmt am Saalelauf. Nur hier und da führt ein Weg zu einem der Campingplätze hinunter an den Hohenwartestausee. Die größeren Straßen verlaufen oben auf der Hochfläche des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Doch das eigentliche Ziel – die Schleife zu sehen – schluckt der Nebel.

Die Saalekaskade

Unten in Ziegenrück umfließt die Saale die Walderlebnisinsel. Gerd Steckert läuft über die Brücke und zeigt aufs Wasser: »Das wird alles weiß hier – ein wahres Blütenmeer.« Die meisten Knospen sind noch geschlossen. Zwei Schwäne gleiten über dichte Büschel aus Flutendem Hahnenfuß, dessen fadenförmige Blätter in der sachten Strömung wedeln. Kaum zu glauben, dass dieses schwingende Idyll zu einem Stausee gehört. »Wenn der Hohenwartesee überläuft, dann staut es bis hier hoch«, sagt Steckert. Die Sehnsucht zog ihn zurück an die Saale, nach Ziegenrück – obwohl er nördlich davon in Ranis aufwuchs. Der Vater stammte aus Doberake – die Gehöfte des ertrunkenen Dorfs schlummern zwischen Hermannsfelsen und Jägerspitze am Grund des Hohenwartebeckens. 1941 wurde geflutet, die Familien umgesiedelt. Heute regulieren fünf Talsperren – Bleiloch, Burgkhammer, Walsburg, Hohenwarte und Eichicht – die Obere Saale auf rund 80 Kilometern Länge: Deutschlands größtes Stauseegebiet, das »Thüringer Meer«.

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