Nicht allein die Eroberung der Berge ist ein bedeutender Teil der Geschichte der Alpen, sondern auch die Erschließung der faszinierenden Welt der Höhlen, Grotten und Klammen. Eine unterirdische oder tief in den Fels eingeschnittene Welt, aufregend und geheimnisvoll. Bis heute sind sie, viele Millionen Jahre nach ihrer Entstehung, unvergleichlich beeindruckende Naturschauspiele!
Das Licht verleiht dem Eis eine ätherische Ausstrahlung, wie ein märchenhafter Eispalast, mit zarten, bläulich schimmernden Tönungen vor dem dunklen Fels. In der Dachstein-Rieseneishöhle im »Parzivaldom« zu stehen, mit dem neun Meter hohen Großen Eisberg, beeindruckt ungemein! Dass es so etwas Schönes im Felsenreich des Dachsteinmassivs gibt, erzeugt Gänsehaut – und eben nicht etwa wegen der konstant kühlen Temperaturen im Inneren des Berges!
Für Österreich, das Land der Eishöhlen, ist die Dachstein-Rieseneishöhle besonders repräsentativ. Hier haben die zirkulierende Luft, die im Winter in die Höhle ein- und im Sommer austritt, das Sickerwasser und die Schneeschmelze das meterdicke Eis entstehen lassen und eine überwältigende Eislandschaft geformt! Sie ist eine von drei Schauhöhlen am Nordabbruch bei Obertraun, zu denen jedes Jahr eine sechsstellige Besucherzahl anreist. Unweit der Seilbahnstation Schönbergalm befindet sich auch der Zugang zur Dachstein-Mammuthöhle mit ihren gigantischen Hallen. Als hochalpine Riesenhöhle gehört sie wegen der rund 1.200 Meter Höhenunterschied zu den tiefsten der Welt. Eine aktive Wasserhöhle in Tallage mit Sinter- und Tropfsteinbildung ist dagegen die wildwasserdurchtoste, rund vier Kilometer lange Koppenbrüllerhöhle.
Das knapp 3.000 Meter hohe Dachsteingebirge im Salzkammergut zählt zu den höhlenreichsten Landschaften der Alpen. Es besteht wie auch andere Teile der Nördlichen Kalkalpen aus sogenannten Karststöcken, ist unter anderem aus Hauptdolomit, Muschelkalk, Korallenkalk und Dachsteinkalk aufgebaut und durchhöhlt von alten Wasserläufen. Um die 600 Höhlen unterschiedlichen Typs soll es hier geben.
Höhlen: Spannende Erdgeschichte
Die Erforschung der Höhlen, Grotten und Klammen hat genauso wie die Begehung der kühnsten Kletterrouten ihre Wurzeln im Alpinismus. Mutige Menschen wagten sich einst aus Entdeckergeist in diese verborgenen Regionen. Und was sie vorfanden, wollten sie möglichst auch für andere sichtbar oder begehbar machen. Die Entstehung der Höhlen hing wie die Faltung und Formung der hohen Gipfel von geologischer Dynamik ab. In den Alpen haben sich als Teil der Erdgeschichte vor allem Höhlen durch mechanische und chemische Wirkungen des Wassers gebildet.
Karsthöhlen kommen am häufigsten vor und gehören zu den größten. Entstanden sind sie durch die sehr langsame, aber stetige Lösung des anstehenden Gesteins, etwa Kalk, Gips oder Dolomit, bedingt durch die Einwirkung von natürlicherweise kohlensaurem Regenwasser, das in Fugen und Klüfte gelangt. Und auch das unterirdische Wasser konnte kilometerlange Stollenlabyrinthe oder gewaltige Dome formen. Manche mit bizarren Tropfsteinsäulen, andere gefüllt mit blaugrünem Eis oder durchzogen von einem unterirdischen Fluss, Bach oder See. Wo das Höhleneis Beständigkeit hat, handelt es sich um die vergleichsweise selteneren Eishöhlen, deren größten bis zu 30 Meter dicke Schichten aufweisen. Wird der Begriff Grotte benutzt, ist meist eine kleinere, eher flache Höhle gemeint.
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