Mein erster 3.000er – Ein Jugendlicher geht hoch hinaus

Das »erste Mal« ist immer etwas Besonderes: die »Schmetterlinge im Bauch« beim ersten Kuss, die erste große Liebe und natürlich auch das »erste Mal« – unvergessliche Momente, die uns intensive Gefühle und bleibende Erinnerungen schenken. So ging es auch dem 14-jährigen Neffen von Bernd Ritschel, der mit der Kreuzspitze in den Ötztaler Alpen seinen ersten Dreitausender erklommen hat.

TEXT/BILDER: BERND RITSCHEL

Im Sommer 1976 – gut gesichert am Seil von Hermann Prantl aus Längenfeld – bestiegen mein bester Freund Stefan und ich unseren ersten Dreitausender: die 3.772 Meter hohe Wildspitze in den Ötztaler Alpen. Damals waren die Gletscher noch größer und die Sommer kühler. Wir erlebten den höchsten Berg Tirols als mächtigen, eisgepanzerten Koloss.

Im ersten Dämmerlicht hatten wir damals die urige Breslauer Hütte verlassen. Wir ahnten nicht ansatzweise, was uns erwarten sollte und wo uns Hermann wohl hinführen würde. Alle Rinnen in den Südwest-, Süd- und Südostflanken der Wildspitze waren noch mit solidem Eis und massivem Altschnee gefüllt. Selbst der Übergang zwischen Süd- und Nordgipfel der Wildspitze erfolgte auf meterdickem Eis und Firn. Weit aus-ladende Wächten schwebten abbruchbereit über den steilen Wänden.

Heute, viele Jahrzehnte später, haben die ostalpinen Gipfel ihr Gesicht verändert. Viele der hohen Dreitausender sind jetzt im Sommer komplett schnee- und eisfrei, manche Touren wurden dadurch leichter, andere gefährlicher und schwieriger.

Bedrohliche Nebelschwaden zogen an jenem Tag im September 1976 um den steilen Südgrat, über den wir zu dritt kletterten. Auch wenn, aufgrund mangelnder Sicht, keine Erinnerungen an die zuweilen etwas brüchige Kletterei und die uns umgebende atemberaubende Landschaft blieben, so spüre ich dennoch bis heute das erhabene und so befriedigende Gefühl, einen ersten großen Gipfel zu besteigen.

Ich erinnere mich noch gut an die Anstrengung der letzten Schritte, den schweren Atem, die müden Beine und an das traditionelle »Berg heil« unter dem überwältigend großen Gipfelkreuz. Diese zwei Worte, mit denen uns Hermann dort oben gratulierte, waren nicht nur gängiges Ritual, sie haben auch mein Herz berührt und mein weiteres Leben geprägt. Seitdem sind 45 Jahre vergangen.

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Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 4/2023 des trekking-Magazins.
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