Meride – ein Ort wie aus einer anderen Zeit

Im südlichsten Zipfel der Schweiz
Meride

In und um das Tessiner Dorf Meride im südlichsten Zipfel der Schweiz wird die Vergangenheit auf vielfache Weise lebendig gehalten. Ein Professor lädt zum Übernachten in sein restauriertes Gästehaus aus dem 17. Jahrhundert ein, ein traditionelles Grotto zur urigen Einkehr mit Aussicht und im Fossilienmuseum Monte San Giorgio kann man in eine längst verlorenen Welt eintauchen.

Meride
TEXT/BILDER: CHRISTINA FESER

Häuser haben genauso eine Biografie wie Menschen«, sagt Antonio Fossati. »Besonders, wenn sie über Jahrzehnte ein Treffpunkt waren, weil in ihnen eine Bar oder ein Restaurant beherbergt waren. Schließt solch ein Haus für immer seine Tür, erlöschen nach und nach auch die Erinnerungen, die damit verbunden waren. Dabei geht eine Menge positive Energie verloren. Das ist für kein Dorf gut.« Der Tessiner legt eine Pause ein und blickt für einen Moment nachdenklich in das knisternde Kaminfeuer. Dann breitet sich ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht aus und er fährt fort: »Aus diesem Grund habe ich die ›Locanda San Silvestro‹ gekauft und sanieren lassen. Ich wollte einfach die Erinnerungen und die Energie dieses Ortes bewahren. Klingt ganz schön romantisch und ziemlich verrückt, oder?«

Zugegebenermaßen, etwas schon. Erst recht, wenn man weiß, dass der in Meride geborene Professor das Fach Wirtschaft an der Universität Pavia lehrt und Unternehmen in Italien, Nordamerika und Japan berät. Eine Tätigkeit, deren Ziel in der Regel ganz auf Profit und Wachstum ausgerichtet ist, möchte mit so viel Emotion nicht wirklich zusammenpassen. Antonio nickt und bestätigt: »In jüngeren Jahren hätte ich meinen Studenten von einem Invest wie diesem hier ganz sicher abgeraten.« Mit voranschreitendem Alter und einem gewissen Grad an Erfahrung habe sich seine Sicht auf die Dinge allerdings verändert. Man müsse seinem Leben einen tieferen Sinn geben. Für ihn lag dieser darin, Erinnerungen lebendig zu halten.

Der perfekte Ort zum süßen Nichtstun

Alle Mühe hat sich gelohnt. Das gesamte Gebäudeensemble, mit Innenhof, Restaurant und sieben stilvoll eingerichteten Zimmern, gleicht einem Architekturjuwel, das mit seinen Gewölben, engen Treppengängen, Terrakottaziegeln und von mächtigen Holzbalken getragenen Decken viel Atmosphäre ausstrahlt. Obwohl die quirlige Tessiner Grenzstadt Chiasso und das italienische Como nur etwa 25 Minuten mit dem Auto entfernt liegen, wähnt man sich in der Locanda im mittelalterlichen Meride an einem weit abgelegenen Ort mitten im Nirgendwo.

Gekrönt wird das Wohlfühl-Ambiente von Gastgeberin Alessia Frangi und ihrem Ehemann Ambrogio Stefanetti. Während sich Alessia liebevoll um die Anliegen der Gäste kümmert, glänzt der Küchenchef mit seinen Kochkünsten. Die Auswahl auf der Karte ist klein, aber fein. Alle Gerichte werden von Ambrogio auf Basis lokaler Rezepte aus regionalen Zutaten handwerklich auf den Punkt zubereitet. »Wir verfolgen im Restaurant die Philosophie ›Wenn weg, dann weg‹«, erzählt Alessia. »Fängt unser Fischer Ivo aus Lugano einmal lediglich Zander, dann haben wir an diesem Tag eben nur diese eine Sorte Fisch auf der Karte.« Die Rückmeldung der Gäste darauf sei überwiegend verständnisvoll. »Allein das Wissen, dass wir einen Fischer haben, der speziell für uns die Tiere fängt, vermittelt den Leuten das Gefühl von Exklusivität«, so Alessia.

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