Einen ganzen Sommer lang könnte man im Salzkammergut jeden Tag in einem anderen See baden. Berge gibt es noch mehr. Wenn das kein Grund für einen Besuch ist!
Sanft umschmeichelt das Wasser den Körper. Es ist erfrischend und belebend wie ein Jungbrunnen. Nach der Wanderung am Vormittag wäscht es zudem den Schweiß von der Haut. Wir schwimmen ein Stück in den See hinaus. Das tut richtig gut. Sollte nicht an jedem Endpunkt einer Wanderung ein See sein? Wäre das nicht super praktisch? Im Salzkammergut ist an jedem Beginn und Ende ein Badesee. Deshalb ist es hier ja so schön. Deshalb sind wir hier.
Auf das Bad im Grundlsee haben wir uns den ganzen Tag schon gefreut. Beim Aufstieg zur Trisselwand sieht man ihn als dunkelblaues Oval in der Tiefe liegen. Bei jeder kleinen Pause und bei jeder flachen Kehre ist der See automatisch der Blickfang. Später dann übersteigt man eine Geländekante, verlässt den Südwestrücken und kommt für kurze Zeit auf ein Hochplateau. An einem Hochsommertag mit blauem Himmel und ohne ein Wölkchen wirkt es wie eine willkommene Verschnaufpause: flach, mit einem verschlungenen Pfad durch Latschengassen und kleinen Almlichtungen. Ich versuche mir vorzustellen, wie es an einem nebligen Novembertag hier aussehen muss. Mystisch, spannend, vielleicht sogar ein wenig gruselig, falls der letzte Fernsehkrimi noch zu sehr nachhallt.
Hinauf zum Gipfel der Trisselwand sind es nicht mehr viele Höhenmeter, aber noch etwas Strecke. Ins Latschengrün scheint jetzt schon die Sonne, die Luft flirrt, es riecht intensiv nach Latschenöl. Dunkelgrüne Latschen rechts, dunkelgrüne Latschen links. Erst kurz vor dem Gipfel zeigt uns die Trisselwand ihre Vorzüge.
Dass wir hier eine sehr stille Tour machen würden, war klar, aber jetzt sehen wir über die Felsabbrüche der Westwand hindernislos hinunter auf den nächsten berühmten Salzkammergut-See, den Altausseer See. Das Gipfelkreuz steht ganz vorn an der Abbruchkante, man könnte meinen, mit etwas Anlauf könnte man einen Hechtsprung in den See wagen. Nur die tausend Höhenmeter zwischen Gipfel und Seespiegel halten uns davon ab. Und ein wenig die Tatsache, dass wir ja im Aufstieg schon beschlossen hatten, im Grundlsee zu baden. Auf 25 Grad soll er sich im August aufwärmen.
Auch wenn man nicht jeder Zahl gleich Glauben schenken darf, so haben die bekannten Salzkammergut- Seen im Sommer und in den Herbst hinein alle angenehme Badetemperaturen. Eine gute Woche haben wir Zeit, um uns vom warmen Seewasser umspülen zu lassen und um die schönsten Gipfel mit Seeblick zu erwandern. Mit der Trisselwand haben wir heute im Südosten des Gebiets begonnen. Dass wir das Seenangebot nicht »ausschöpfen« können, ist schon klar. Von den 76 Seen des Salzkammerguts werden wir nur einen Bruchteil kennenlernen.
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