Seele der Wildnis – Am Lake Superior in Kanada

Am kanadischen Ufer des Lake Superior verlaufen anspruchsvolle Trekkingtouren durch dichte Wälder und über vulkanisches Gestein. Erst nach und nach wird einem bewusst, dass die leere Wildnis, in der man kaum einem Menschen begegnet, in Wahrheit reich ist an kulturellen und spirituellen Schätzen der Ureinwohner. Eine Spurensuche auf den Coastal Trails in Northern Ontario.

TEXT: JUDITH BECK / BILDER: JESÚS TENA

Kupferbraune Malereien ziehen sich über den Granitfelsen, der wie eine Mauer 30 Meter senkrecht aus dem See ragt. Ein Pferd und eine Schildkröte, zwei lange geschwungene Linien, vier Sonnen. Links davon ein Kanu neben zweibeinigen Schlangen. Insgesamt 117 Piktogramme verteilen sich auf dem Agawa Rock. Sie erzählen Ereignisse in der Geschichte der Anishinaabe-Ureinwohner.

Eine Kreatur auf dem Felsen scheint alle anderen zu überstrahlen. Drachenähnlich sieht sie aus, mit Hörnern und einem mit Schuppen bedeckten Schwanz: Mishipeshu gilt als Herrscher über den Lake Superior. Sein Reich erstreckt sich über rund 82.000 Quadratkilometer zwischen dem kanadischen Ontario und den US-amerikanischen Staaten Michigan, Wisconsin und Minnesota.

Am schwächsten besiedelt ist der größte der fünf Great Lakes Nordamerikas auf der kanadischen Seite im Norden und Osten. Hier wechseln sich Kies- und Sandstrände ab mit steilen Klippen und vulkanischem Gestein. Sie scheinen durch schier undurchdringliche Wälder wie abgenabelt von der Zivilisation, mit dem einzigen Zugang über das türkis schimmernde, glasklare Wasser des Sees. Doch tatsächlich führen Wanderwege durch dieses Mosaik aus unberührten Landschaften, auf den Spuren der Anishinaabe, einer der heute größten indigenen Ethnien Nordamerikas.

Zu den anspruchsvollsten Trekkingtouren entlang des Ufers zählt der Lake Superior Coastal Trail im Lake Superior Provincial Park. Startpunkt der 65 Kilometer langen Strecke ist am Visitor Centre in der Agawa Bay. Von hier verläuft sie Richtung Norden bis zur Chalfant Cove. Blaue, rautenförmige Symbole und Steinmännchen markieren den Pfad. Wer möchte, kann den Trail auch von Norden nach Süden wandern.

Nonchalant liest sich der Hinweis auf der Website der Region Northern Ontario: »Wenn du den Weg verlierst, gehe weiter am Ufer entlang und du wirst ihn irgendwann wiederfinden.« Doch selbige Website warnt auch, dass der Hike »sehr anspruchsvoll« sei und man dafür fünf Tage einkalkulieren sollte.

Tatsächlich spielen die eigene Fitness und Erfahrung, das Gewicht des Rucksacks und vor allem das Wetter eine große Rolle, ob man den Trail in drei Tagen schafft oder mindestens fünf dafür benötigt. Denn es geht mitunter durch zerklüftetes Terrain, auf dem man teils nur einen Kilometer pro Stunde zurücklegen kann.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 4/2024 des trekking-Magazins.
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