Walk on the Wild Side

Eine Trekkingtour auf dem schottischen »Cape Wrath Trail« ist viel mehr als eine Wanderung an die nordwestlichste Landspitze Großbritanniens. Es ist eine Reise durch eine jahrtausendealte Landschaft, ein abenteuerliches Naturerlebnis, eine sportliche Herausforderung – und manchmal auch ein Trip an die Grenzen körperlicher Belastbarkeit. Doch wer die damit verbundenen Strapazen nicht scheut, wird mit unvergesslichen Eindrücken belohnt.

TEXT/BILDER: HUBERTUS STUMPF

Draußen prasselt der Regen aufs Zelt und ein böiger Wind rüttelt an der Plane. Drinnen habe ich gerade mühsam ein Auge aufgekniffen an diesem ungemütlichen Morgen in der Mitte von Nirgendwo. Rücken, Beine und Nackenmuskeln fühlen sich an wie durch die Mangel gedreht, an der rechten Ferse brennt eine Blase. Alles sträubt sich gegen das Aufstehen. Eine gute Übung für Kommendes: So ungefähr muss es sich anfühlen, wenn man 100 Jahre alt ist. Und mich beschleicht die Frage, ob es womöglich eine Schnapsidee war, den »Cape Wrath Trail« (CWT) durchs gottverlassene Hinterland der schottischen Westküste gehen zu wollen …

Es bewahrheitet sich auf diesen ersten Tagesetappen die Binsenweisheit »Aller Anfang ist schwer«, was bei einem Rucksackgewicht von teilweise über 20 Kilogramm wörtlich zu nehmen ist. Auf diesem Trip gibt es tagelang keine Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeit. Ich begreife, warum der CWT als »Britain’s toughest trail« gilt: Geschenkt wird einem hier nichts. Die rund 380 Kilometer lange Trekkingtour von Fort William bis zum einsamen und sturmumtosten Leuchtturm von Cape Wrath an der Nordwestspitze Schottlands ist eine Bewährungsprobe für Körper und Geist.

Vor allem die zweite Hälfte nördlich von Ullapool führt oft querfeldein durch die menschenleeren Landschaften von Assynt und Sutherland. Wegmarkierungen sind in den Highlands unüblich und nur etwas für »wimpy continentals« (übersetzt so etwas wie »Weicheier«). Mit Karte und Kompass durch nebelverhangene Einöden zu navigieren, kann aber auch Spaß machen und es ist immer sehr befriedigend, wenn man dort landet, wo man hin möchte. Wer sich von solchen Herausforderungen nicht abschrecken lässt, für den ist der Cape Wrath Trail eine unvergessliche Reise durch urzeitliche Landschaften von einzigartiger, wilder Schönheit. Die Eindrücke bleiben, wenn alle Zipperlein längst vergessen sind.

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Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 5/2022 des trekking-Magazins.
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