Wandern in Südtirol – Wenn am Campill die Sonne aufgeht

Wandern mit Dolomitenblick
Campill

Nur ein moderater Anstieg, dann rollt sich vor dem Gipfelkreuz des Campill die Bergwelt der Dolomiten aus. Der perfekte Platz auf der Lüsner Alm, um mit der Sonne in einen neuen Tag zu starten.

Campill
TEXT/BILDER: BEATE WAND

Im Schein der Taschenlampe wabert Dampf. Der Lichtkegel erhellt den hölzernen Wegweiser. Noch dreißig Minuten bis zum Jakobstöckl, steht da. Über dem Kopf von Franz Hinteregger spannt sich ein sensationeller Sternenhimmel. Von unten rauscht es – der Karner Bach. »Im Sommer bimmeln hier überall Kuhglocken «, raunt Franz, der auch im Dunkeln jeden Stein auf der Lüsner Alm findet. Seit dem zarten Alter von zwei Jahren verbrachte er jeden Sommer hier oben.

Sein Großvater baute 1933 die erste Schutzhütte. Sie zog Touristen auf südtirols zweitgrößte Hochalm. Mit 14 Kilometern sei sie aber die längste, wie Franz betont. Die Kreuzwiesenhütte liegt strategisch günstig: am Übergang von Lüsen ins Pustertal. An einem sonnenverwöhnten Plätzchen, den Peitlerkofel fest im Blick. Wie ein kolossaler Backenzahn wacht der nordwestliche Eckpfeiler der Dolomiten über Lüsen. Knapp tausend Meter tiefer zieht sich der Ort unterhalb der steilen Waldhänge durch das abgeschiedene Lüsner Tal, ein Seitental der Eisack oberhalb des Brixner Talkessels.

Seit jeher bewirtet die Familie von Franz Hinteregger in der urgemütlichen, stilvollen Schutzhütte Gäste und bewirtschaftet gleichzeitig die umliegenden Almwiesen. Auf der ganzen Lüsner Alm verteilen sich solche Almhütten. Über helle Erdwege fahren die Bauern zur Sommerresidenz ihrer Kühe. Auch wenn jeder nur wenige, höchstens um die 30 Tiere hinaufbringt, fressen insgesamt bis zu tausend Jungrinder die guten Kräuter der Hochfläche.

Zwischen etwa 1.700 und knapp 2.200 Metern über dem Meeresspiegel wirft sie sich auf. Sanft gerundete Wellen buckeln darüber, sumpfige Mulden beulen sich hinein. Einige der breiten Almwege sind sogar kinderwagentauglich und die einfachen bis mittelschweren Wanderungen bewegen sich auf Mittelgebirgsniveau, doch das Panorama auf die Dolomiten konkurriert durchaus mit dem hochalpiner Touren.

Lüsner Alm

In der Finsternis kaum erkennbar, zweigt ein Weg rechts hinunter in die Senke, wo der Bach gurgelt. »Da geht es hinüber zum Glittner See«, sagt Franz und schwärmt: »Darin spiegelt sich der Peitlerkofel. Wunderschön!« Vor einer Hütte wechselt er vom Almweg auf einen Pfad. Dieser schlägt sich hangparallel durch lichten Wald und über eine moorige Wiese. Franz leuchtet, um nicht zu stolpern.

Bei der Astalm, im weiten Kessel des Astmooses gelegen, beginnt es zu dämmern. Moos auf den Schindeln und von der Sonne verbranntes Holz verleihen ihr selbst im Zwielicht einen besonders urigen Charakter. Kurz darauf hebt sich das kleine weiße Andachtshäuschen des Jakobstöckl etwas unterhalb eines Wegkreuzes vor der Hangkante ab. Ein hölzerner Zaun schützt es vor neugierigem Vieh. Tief unten blitzen die Lichter von Bruneck im Pustertal auf. Hinter den Zacken der Zillertaler Alpen kündigt kräftiges Orange an, dass bald die Sonne aufgeht.

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