Wildheit auf Französisch

Okzitanien ist eine der vielfältigsten Regionen Frankreichs. Die Liste an Attraktionen für Trekker und Wanderer ist lang und reicht von den Steilküsten am Mittelmeer bis hin zu 3.000 Meter hohen Pyrenäengipfeln, von mittelalterlichen Städten wie Carcassonne bis hin zu Metropolen wie Montpellier, Toulouse, Narbonne und Perpignan. Die Schluchten des Tarn im Naturpark Grands Causses, die gewaltigen Felszirken und Gletscher im Pyrenäennationalpark sowie legendäre Gipfel wie der Pic du Canigou, der Vignemale und die Pique d’Estats, aber auch die vogelreichen Feuchtgebieten und Binnenseen am Golfe du Lion liegen in Okzitanien.

TEXT/BILDER: ANNIKA MÜLLER

Der Wind ist der größte Feind des Bergsteigers, hat mir ein befreundeter Bergführer einmal erklärt. Dass er recht behält, bekommen wir nun zu spüren. Je höher wir auf unserem Weg vom Skigebiet Piau-Engaly zur Hourquette de Chermentas, einer Scharte auf 2.439 Metern, steigen, desto mehr verlassen wir den Windschatten. Der »Feind des Bergsteigers« zerrt so an uns, dass wir das Gefühl haben, in jedem Moment abzuheben. Wir ducken uns in eine kleine windstille Ecke hinter einem Felsklotz, um ein wenig auszuruhen. Offensichtlich ist der Felsvorsprung auch anderen bekannt: Zwei Steinadler haben ihn sich ebenfalls als Rastplatz auserkoren und kommen nun völlig unerwartet, den Auftrieb von der anderen Seite des Passes nutzend, um die Ecke geschossen. Als sie uns entdecken, sind sie bereits zum Anfassen nahe und ebenso verdutzt wie wir. Wir spüren den Windzug, als sie abdrehen und mit einem Pfeifen wieder auf der anderen Seite verschwinden.

Der Wind hat aber auch sein Gutes: Er sorgt für eine überwältigende Sicht. Über uns ragt die schroffe Gipfelpyramide des Pic de Bassia de Nère (2.613 m) und der Pico Géla (2.851 m), unser nächstes Ziel, in die Höhe. Mächtig liegen sie vor uns, die Massive des Parc national des Pyrénées, in dessen Herz wir uns befinden und der mit dem mythischen Mont Perdu den mit 3.355 Metern dritthöchsten Berg der Pyrenäen beherbergt. Dahinter schließt sich der spanische Nationalpark Ordesa y Monte Perdido an.
Was jedoch am meisten erstaunt, ist das Fehlen jeglicher Spur von Zivilisation. Man sieht von hier aus nicht eine einzige Straße, weder Strommasten, noch ausgeprägte Wanderwege. Man ist weit entfernt vom Lärm der Zivilisation. Die Pyrenäen entpuppen sich gerade erst als europäisches Wandertourismusziel, entsprechend einsam sind sie im Vergleich zu den Alpen – aber nicht weniger interessant: Von den sanften Küstenregionen über eindrucksvolle Schluchtenlandschaften bis hin zu atemberaubenden Hochgebirgen ist alles geboten.

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Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 4/2022 des trekking-Magazins.
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