423 Kilometer Küstenabenteuer: Paddeltour von Wangerooge nach Cuxhaven

Paddelabenteuer auf der Nordsee

Mit etwas Zeit könnte man alles am Stück paddeln, meint Jörg Knorr und bezieht sich auf den Plan, die Nordsee von den Ostfriesischen bis zu den Nordfriesischen Inseln abzupaddeln. Gesagt, getan – im Spätfrühling schnallen er und sein Freund Bernhard Nast die Kajaks aufs Auto, machen sich auf nach Norddeich und hinterlassen nach 19 Tagen eine 423 Kilometer lange Kiellinie. Was die beiden leidenschaftlichen Küstenpaddler auf der Etappe zwischen Wangerooge und Cuxhaven erlebt haben, erfahren Sie im Folgenden.

Paddelabenteuer auf der Nordsee
TEXT/BILD: JÖRG KNORR

Die Kette der Ostfriesischen Inseln liegt fast hinter uns. Sechs Tage sind wir bereits unterwegs und wollen endlich die vom Watt geprägte Wesermündung queren. Heute Morgen sind wir vom Hafen am Südwestende Wangerooges mit ablaufendem Wasser aufgebrochen. Ein freundlicher Hafenmeister hat uns dort gestattet, unsere Zelte hinter dem Vereinsheim des Segelklubs aufzustellen. Das habe ich hier vor genau 14 Jahren ganz anders erlebt. Damals hätte mich ein anderer Hafenmeister ziemlich unfreundlich am liebsten wieder weggeschickt. Das ist eine andere Geschichte, die aber zumindest beweist, dass früher nicht alles besser war.

Den Gezeiten gehorchend legen wir die ersten 14 Kilometer bis zum Wangerooger Oststrand teils von der Strömung unterstützt schnell zurück. Wir haben uns für einen Kurs entlang des Nordufers von Wangerooge entschieden. Auf dem Weg zur Nordseite paddeln wir relativ nahe um den Westturm der Insel herum. 1932 wurde das markanten Bauwerk fertiggestellt. Der Turm hatte zwei Vorgänger, die bedingt durch die Ostdrift von Wangerooge aufgegeben werden mussten. Das Meer rückte von Westen kommend immer näher an die Insel heran. Der erste Westturm war ein Kirchturm, der vermutlich im 14. Jahrhundert gebaut wurde. Er befand sich 500 Meter westlich vom heutigen Westufer der Insel entfernt. Der aktuelle Westturm, ein 56 Meter hohes Klinkerbauwerk, gehört heute zum Deutschen Jugendherbergswerk und wurde 2005 durch einen zweigeschossigen Jugendherbergsneubau ergänzt.

Wir paddeln parallel zum Nordstrand der fast neun Kilometer langen Insel und atmen genüsslich die salzige Nordseeluft. Der Blick nach Norden reicht in eine blaue Weite bis zur magischen Linie des Horizonts. Bei so ruhigem Wetter, wie wir es gerade in gleichmäßigem Rhythmus paddelnd genießen, entsteht viel Potenzial für gedankliche Abschweife. Mir fällt ein kleiner Text von James Krüss, einem Helgoländer Dichter und Schriftsteller, ein, der zur Inselwelt der Nordsee passt:

Irgendwo ins grüne Meer
hat ein Gott mit leichtem Pinsel,
lächelnd, wie von ungefähr,
einen Fleck getupft:
Die Insel

Am Oststrand Wangerooges machen wir Pause. Gemeinsam mit einigen Schiffscrews, die sich hier trockenfallen lassen haben, nutzen wir die Gelegenheit, uns die Beine zu vertreten. Früher gab es hier einmal einen richtigen Anleger. Die Reste alter Pfähle zeugen noch davon. Doch auch heute lassen selbst größere Boote noch gern für einige Stunden das Nordseewasser weglaufen. Dann wird der flache Strand zum Hafen. Man klettert vom Boot an Land und kann sich die einmalige, schöne, maritime Landschaft während langer Spaziergänge erschließen.

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