Ein Kajak, ein Paddel, ein Fluss und viel Entschleunigung – die Hase ist kein wilder Strom, sondern schlängelt sich still zwischen Auen, Weiden und ruhigen Dörfern durch eine grüne Landschaft. Kein Fluss zum Angeben, sondern zum Durchatmen.

Ein feiner Nebel liegt über der Hase. Es ist noch früh am Morgen und erst allmählich steigt die Sonne hinter den Wiesen auf. Aber an dem kleinen Sandstrand unterhalb der Sohlgleite, etwa zwei Kilometer südöstlich des Stadtzentrums von Quakenbrück, herrscht Aufbruchsstimmung. Im Rumpf des Kajaks verschwinden Zelt, Kocher, Packsäcke und Proviant. Alles eben, was man für ein paar Tage auf dem Wasser braucht. Vor mir liegen drei Tage, viel Ruhe und rund 90 Flusskilometer bis hinunter nach Meppen, wo die Hase am Ende ihrer Reise in die Ems mündet.
Die Nacht zuvor habe ich auf dem nahegelegenen Wohnmobilstellplatz am Schützenhof verbracht. Wer lieber im Zelt schläft, findet oberhalb des Einstiegs eine Wiese direkt am Bootshaus des WSV Quakenbrück. Egal, ob Übernachtung im Reisemobil oder im Zelt: Mit einem etwa viertelstündigen Spaziergang gelangt man in das beschauliche Zentrum des Städtchens mit dem eigenwilligen Namen, das erstmals 1235 als Quakenbruggen erwähnt wurde.
Streifzug durchs Fachwerkidyll
Wie Quakenbrück zu seinem Namen kam, ist nicht gänzlich geklärt. Wahrscheinlich aber verdankt die Stadt ihn dem sumpfigen Binnendelta der Hase mit ihren zahlreichen Seitenarmen und regelmäßigen Überschwemmungen. Sie brachten den Bauern fruchtbare Böden und offenbar auch Inspiration. Sprachforscher leiten den Namen vom angelsächsischen »to quake« ab, was so viel bedeutet wie »bebend«. Demnach wäre Quakenbrück die »Brücke über das bebende Sumpfgebiet«.
Wie auch immer: Die Tourismusstrategen haben den skurrilen Namen genutzt und den Frosch zum Maskottchen der Stadt gemacht. Überall in der Altstadt taucht er auf: als Figur, Symbol oder Spur. Der so genannte »Poggenpad« (lustige Froschfußabdrücke im Pflaster) führt Besucher zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt.
Zahlreiche Brücken überspannen Hase und Nebenarme und verbinden die engen, von schmucken Fachwerkhäusern gesäumten Gassen. Den Mittelpunkt bildet das klassizistische Rathaus von 1818. Davor öffnet sich der weitläufige Marktplatz mit dem Europabrunnen, überragt von der 68 Meter hohen barocken Haube der St.-Sylvester-Kirche. Am Ende des Platzes steht das alte Kaufmannshaus aus der Zeit um 1800. Es beherbergt heute das Stadtmuseum mit Schwerpunkt auf Stadtgeschichte, Handel und Handwerk.
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