Vorgestellt: Das Kanurevier Obere Saale und Unstrut

Für Kanutouren findet man an der oberen Saale und an der Unstrut in Thüringen und Sachsen-Anhalt ein vielfältiges Angebot in einem traditionsreichen und beliebten Revier im Herzen Deutschlands. An Saale und Unstrut gibt es zahlreiche geschichtsträchtige und landschaftlich reizvolle Ecken, die man während einer Tour im Kanu entdecken kann. Ob geruhsam oder eher sportlich, für Gruppen, Familienfreizeit oder allein unterwegs – für jeden wird etwas geboten. Es gibt im Gebiet einige Kanu-Verleiher, die auch geführte Touren für Gruppen und Anfängern anbieten. Saale und Unstrut, Landschaften und kulturelle Highlights können natürlich auch
mit dem Rad via Saaleradweg und Unstrut-Radweg erkundet werden.

DIE UNSTRUT VON HERBSLEBEN BIS ZUR MÜNDUNG
Die Unstrut entspringt im Thüringischen Eichsfeld bei Keffershxausen, durchquert das Thüringer Becken als Hauptvorfluter und mündet nach 192 km bei Naumburg in die Saale. Der Name ist germanischen Ursprungs und bedeutet so viel wie gewaltiges Sumpfgebiet. Die größten Nebenflüsse sind die Gera, die Gramme, die Lossa, die Helbe, die Wipper und die Helme. Von der Quelle bis zur Mündung wird ein Höhenunterschied von 380 Metern überwunden. Die Schiffbarmachung der Unstrut erfolgte im 18. Jahrhundert durch die Errichtung von 12 Schleusen. Nach 1990 wurden die Schleusenanlagen restauriert und ersparen dem Wasserwanderer das mühevolle Umtragen. Schifffahrt wird auf der Unstrut heute nicht mehr betrieben. Lediglich einzelne kleine Motorboote begegnen dem Wasserwanderer.

Die Unstrut ist ein traditionsreiches Kanurevier mit geringer Strömung. Daher eignet sich der Fluss hervorragend auch für ungeübte Einsteiger. Der Fluss ist ganzjährig ab Straußfurt für Zweier befahrbar, bis Heldrungen gibt es jedoch nur vereinzelt Serviceangebote. Daher beschränkt sich die Tourempfehlung auf den ca. 73 Kilometer langen Abschnitt von Heldrungen bis zur Mündung in die Saale bei Naumburg. Zahlreiche Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten, Rast- und Zeltplätze machen eine individuelle Tourplanung leicht. Kanu-Verleiher bieten den notwendigen Service an.
Auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts fließt der Fluss auf 45 Kilometern durch den Naturpark »Saale-Unstrut-Triasland«. Dieser wohl schönste Teil des Flussverlaufes ist geprägt durch eine ein-zigartige Landschaft mit aufragenden Kalk- und Buntsandsteinfelsen. Das Umfeld ist geprägt durch Trockenrasenhänge, Wälder, Flussauen, Landwirtschaft und Rebflächen. Seit mehr als 1.000 Jahren wird hier im nördlichsten Weinbaugebiet Deutschlands Wein angebaut. Silvaner und Gutedel sind die nachweislich ältesten angebauten Rebsorten. Der Wein überrascht durch ein feinwürziges Bukett und einen typischen Säurespiegel. Zahlreiche Burgen und Schlösser reihen sich wie Perlen am Fluss und bilden mit den Weinbergen ein einmaliges Panorama.

Erste Station in Sachsen-Anhalt ist der Ort Memleben. Fernab von Lärm, Hektik und Stress liegt heute eine einst bedeutende Kaiserpfalz, Lieblingspfalz der ersten deutschen Könige. In ihren Mauern starben sowohl 936 Heinrich I. als auch 973 sein Sohn Kaiser Otto der Große. Letzterer hat ab 942 eine frühromanische Basilika errichten lassen, die nach dem Dom in Magdeburg als größter Kirchenbau im Elbegebiet galt. Von dieser Anlage ist das Kaisertor erhalten. Auch die Ursprünge des 1.000-jährigen Weinbaus an Saale und Unstrut lassen sich hier zurückverfolgen. Kaiser Otto der Große schenkte im Jahre 998 dem Kloster einige Weinberge.

Nah bei Nebra, im kleinen Ort Wangen, nimmt Sie das Besucherzentrum Arche Nebra mit auf eine spannende Reise in die Zeit vor 3.600 Jahren. Die Himmelsscheibe von Nebra, die älteste Abbildung des Kosmos auf der Welt, wurde 1998 durch Raubgräber hier auf dem Himmelsberg ausgegraben. Ein Besuch an deren Ausgrabungsstätte, dem wahrscheinlich ältesten Observatorium der Welt, lohnt sich immer. Und Nebra ist Ausgangsort der Wein-straße, die über Freyburg und Bad Kösen bis nach Bad Sulza führt.

Via Laucha mit einem sehenswertem Glockenmuseum wird schließlich die Wein- und Sektstadt Freyburg erreicht, unweit der Mündung der Unstrut in die Saale bei Naumburg. Reizvoll liegt die Stadt in der alten Kulturlandschaft des Unstruttals. Terrassierte Weinberge mit barocken Mauern und Weinberghütten staffeln sich an den Südhängen, überragt von dem gewaltigen Schloss Neuenburg aus dem 11. Jahrhundert. Zum einzigartigen Ensemble gehört auch der 39 Meter hohe Bergfried »Dicker Wilhelm«. In der Burg ist ein Museum mit ausgezeichneten Angeboten für Kinder beheimatet. Und seit 1856 wird in Freyburg Sekt hergestellt und ab 1894 unter der Marke »Rotkäppchen« vertrieben. Der aus der Jahrhundertwende stammende Lichthof, die Kellergewölbe und der mächtige Domkeller der Sektkellerei mit dem hundertjährigen großen Cuvéefass laden zum Besuch ein.

»AN DER SAALE HELLEM STRANDE …
… stehen Burgen stolz und kühn…«. So beschrieb 1826 der 18-jährige Franz Kugler in seinen berühmten Versen die Region in einem Lied, das er auf der Rudelsburg verfasste. Eine Tour auf der Saale ist hier immer auch eine Tour durch die Geschichte. Zahlreiche Burgen und Schlösser voller Romantik sind Zeugnisse einer wechselvollen Vergangenheit. Nicht umsonst trägt der erste Landkreis an der Saale in Sachsen-Anhalt den Namen »Burgenlandkreis«. Über Jahrhunderte stellte der Fluss die Grenze zwischen Franken und Sorben dar, bis die Region ab dem 12. Jahrhundert dem deutschen Gebiet dauerhaft einverleibt wurde. Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten Schifffahrtswege zum Transport von Holz, Lebensmitteln und natürlich auch Wein und Salz. Berühmte Persönlichkeiten wie Georg Friedrich Händel, Heinrich Schütz oder auch Johann Wolfgang von Goethe haben in den Zentren entlang des Flusses prägende Spuren hinterlassen.
Von der Quelle am Großen Waldstein im Fichtelgebirge nimmt der Fluss seinen Lauf über 413 Kilometer bis zur Mündung in die Elbe bei Barby. Von der Mündung in die Elbe bis Merseburg ist die Saale Bundeswasserstraße und auch für Touren mit größeren Motorbooten geeignet. Oberhalb km 124,2 ist die Saale Landeswasserstraße und wird seit Jahrzehnten kaum mehr unterhalten.

4-TAGES-TOUR AUF DER OBEREN SAALE
Eine Kanutour auf der oberen Saale in Sachsen-Anhalt beginnt der Revierkenner im thüringischen Camburg. Die Tagestour über 26 Kilometer bis zum Blütengrund Naumburg gilt als der wohl interessanteste und schönste Streckenabschnitt mit steil aufragenden Hängen und Felsformationen. Vor mehr als 180 Millionen Jahren fand die Ablagerung von Buntsandstein und Muschelkalk in diesem Gebiet statt. Unstrut und Saale haben sich später tief in die gewaltigen Ablagerungen eingegraben und die sanft hügelige bis tief eingeschnittene Landschaft geformt. In diesem Bereich kann der Fluss in Abhängigkeit vom jeweiligen Wasserstand eine stärkere Strömung aufweisen. Bei Niedrigwasser wird der Fluss durch Kiesheger verengt. Von einer Befahrung dieser Etappe mit empfindlichen Faltbooten wird daher abgeraten. Schon bald nach dem Start sind die ersten Weinberge mit Jahrhunderte alten Trockenmauern und romantischen Weinberghäuschen zu sehen.

Nach der Passage von Großheringen wendet sich der Fluss nach Osten und die Burg Saaleck und die Rudelsburg auf schroffen Muschelkalkfelsen hoch über der Saale werden sichtbar. Ein Rastplatz unterhalb der Rudelsburg lädt zum Aufstieg auf die Burg mit einem beeindruckenden Panoramablick über das Saaletal ein. In Bad Kösen ist ein noch heute funktionstüchtiges Kunstgestänge zu bestaunen, das mit der Kraft der Saale die Solepumpen für ein Gradierwerk antreibt. Tagesziel ist der Campingplatz im Naumburger Blütengrund, vorbei an der weithin sichtbaren Silhouette des Naumburger Doms. Er zählt zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern des europäischen Hochmittelalters und ist seit 2018 UNESCO-Welterbestätte.

Ab Naumburg ändert sich der Charakter der Flusslandschaft allmählich. Die Strömung verlangsamt sich deutlich und durchquert weite Täler. Gaststätten in Naumburg-Henne, am Pegel Naumburg und der Alte Felsenkeller laden zum Frühstück ein. Sehenswert ist die Burg in Schönburg, die nach etwa sechs Kilometern erreicht wird. Für den Aufstiegt kann beim örtlichen Kanuclub eine Rast eingelegt werden. Südlich von Goseck passieren Sie die Oeblitzschleuse. Imposant erhebt sich hier das Schloss Goseck über der Saale. Tagesziel ist das Bootshaus in Weißenfels. Sehenswert in Weißenfels ist das Museum im Schloss Neu-Augustusburg mit einer Ausstellung zum Schuhhandwerk. Hier entdeckte einst der Herzog das musikalische Talent von Georg Friedrich Händel, welcher der Sohn seines Leibarztes war.

Gleich nach dem Start der nächsten Etappe sind in Weißenfels mit der Beuditzschleuse, der Brückenmühlschleuse und der Herrenmühlenschleuse drei Schleusen zu passieren, wofür Sie den entsprechenden Zeitaufwand einplanen sollten. Eine wunderschöne Landschaft begleitet Sie auf der Tour. Eisvögel, Nutrias und anderes Getier können beobachtet werden. Die Strömung ist gering – lassen Sie sich treiben!Ziel ist der Kanu-Club in Bad Dürrenberg. Die Entfernung für eine Besichtigung der Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum beträgt ab hier ca. 1,6 Kilometer. Eine ständige Ausstellung zur Geschichte der Salzgewinnung erwartet den interessierten Gast im Borlachmuseum, direkt an der Saale gelegen. Natürlich kann hier auch mit dem Kanu angelegt werden. Highlight ist der Kurpark mit einem gewaltigen Gradierwerk.

Die vierte Tagesetappe beginnt in Bad Dürrenberg mit der Passage einer Schleuse. Neueinsteiger setzen ihr Boot gleich unterhalb der Schleuse ein. Bei der nachfolgenden Eisenbahnbrücke hält man sich in der Flussmitte. Auf der folgenden Strecke durchfließt die Saale in großen Bögen das flache Land. Die Wohnbebauung der anliegenden Orte reicht oft bis an den Fluss heran. Am Fährhaus in Leuna können Sie rasten. Alternativ statten Sie dem Waldbad in Leuna einen Besuch ab. Ein Kiosk bietet hier in der Saison Getränke, Kaffee und eine Auswahl an warmen Speisen, Eis und Süßwaren an.

Mit gerade etwas mehr als zehn Kilometern bis Merseburg ist für eine ausgiebige Rast genügend Zeit. Alternativ planen Sie für einen Besuch der Sehenswürdigkeiten in Merseburg mehr Zeit ein und erreichen flott den Wasserwanderrastplatz der Saalewanderer 1885 am Saalekilometer 116. Über viele Jahrhunderte war die Stadt einer der wichtigsten Plätze des Reichs. Bedeutendstes Bauwerk ist der Dom an der Straße der Romanik mit einer reichen Ausstattung. Sehenswert sind auch das Merseburger Schloss und der Schlossgarten. Ambitioniertere Wasserwanderer können ihre Tour auf der Saale natürlich beliebig verlängern und weitere Landschaften und Sehenswürdigkeiten entlang der Saale bis zur Mündung in die Elbe entdecken. Vereine, Rast-und Campingplätze in Halle, Kloschwitz, Alsleben, Bernburg, Nienburg, Calbe und Barby (Elbe) bieten den notwendigen Service.

WEITERE INFORMATIONSQUELLEN ZUM REVIER:

Informationen für Wasser- und Radwanderer:
www.blaues-band.de

Region Saale-Unstrut:
www.saale-unstrut-tourismus.de

Erlebnis Saaleradweg:
www.saaleradweg.de

Der Unstrut-Radweg vom Eichsfeld zu Saale:
www.unstrutradweg.de

Reiseland Sachsen-Anhalt vom Harz bis zur Saale und Unstrut:
www.sachsen-anhalt-tourismus.de

UNESCO-Welterbe in Sachsen-Anhalt:
www.welterbe-sachsen-anhalt.de

KONTAKTADRESSE

Blaues Band e.V.
c/o Tourismusverband Sachsen-Anhalt e.V. | Danzstraße 1 | 39104 Magdeburg |
Tel. 0178 8671593 | blauesband-ev@t-online.de WWW.BLAUES-BAND.DE

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